BERLIN—Im Zuge eines Parlamentarischen Abends in Berlin haben gestern sieben Tier- und Artenschutzorganisationen ein neues Rechtsgutachten vorgestellt. Dieses zeigt auf, dass eine Positivliste für Heimtiere dringend notwendig ist und in Deutschland rechtskonform umgesetzt werden könnte. Die Tier- und Artenschutzorganisationen AAP, Deutscher Tierschutzbund, Humane Society International (HSI), IFAW, Pro Wildlife, VIER PFOTEN und der Umweltdachverband Deutscher Naturschutzring (DNR) fordern daher die Bundesregierung auf, den Handel mit und die Privathaltung von Heimtieren mithilfe einer Positivliste zu regulieren. Das Ziel einer Positivliste ist, das derzeit riesige Artenspektrum im Heimtierhandel auf tatsächlich für den Handel und die Haltung durch Privatpersonen geeignete Tierarten zu beschränken. Dabei sind Aspekte des Tier-, Arten- und Naturschutzes sowie der menschlichen Gesundheit und der öffentlichen Sicherheit gleichermaßen zu berücksichtigen. Viele andere europäische Länder haben bereits reagiert und nationale Positivlisten für bestimmte Tiergruppen beschlossen.
Beim Parlamentarischen Abend erklärte Thomas Schröder, Vize-Präsident des DNR und Präsident des Deutschen Tierschutzbundes: „Fast die Hälfte aller Deutschen hält mindestens ein Tier. Domestizierte Tiere wie Hunde und Katzen sind die beliebtesten Haustiere. Aber auch Millionen von Wildtieren finden sich in deutschen Wohnzimmern, darunter Servale, Affen, Papageien, Korallenfische, Schildkröten, Klapperschlangen, Warane und Vogelspinnen. Dieser Trend birgt erhebliches Leid für die Tiere und ist auch mit hohen Risiken für die Menschen verbunden“.
Deutschland ist weltweit einer der größten Absatzmärkte und Umschlagplätze für exotische Tiere. Jährlich werden Hunderttausende Wildtiere für die private Haltung zum Verkauf angeboten, viele davon stammen aus der freien Wildbahn. Erhebliche Tier- und Artenschutzprobleme sind an der Tagesordnung. Fang und Transport sind eine Tortur für die Tiere, mit teils hohen Sterblichkeitsraten.
Online-Plattformen und Tierbörsen dienen als Hauptvertriebswege, denn hier können potenzielle Käufer*innen spontan, ohne Vorkenntnisse zu den Haltungsbedingungen und teils zu niedrigen Preisen nahezu alles kaufen. „Aufklärung, Beratung oder Kontrollen finden in der Regel nicht statt. Immer wieder werden Tiere ausgesetzt, abgegeben oder beschlagnahmt, darunter auch gefährliche oder kranke Tiere. Tierheime und Auffangstationen schlagen bereits seit Jahren Alarm, werden jedoch von der Politik nicht gehört“, berichtete Florian Eiserlo von der Wildtierstation TIERART von VIER PFOTEN.
„Trotz all dieser Probleme sind der Handel mit und die Privathaltung von Heimtieren in Deutschland bisher völlig unzureichend reguliert. Obwohl Deutschland sowohl dem Vorsorgeprinzip der EU als auch seinem Staatziel Tierschutz verpflichtet ist, fehlt es bisher an präventiven Maßnahmen, die den Risiken für Tier und Mensch entgegenwirken würden. Deutschland muss seiner Verantwortung gerecht werden und dringend handeln“, betonte Katharina Lameter von Pro Wildlife. „Eine Positivliste für Heimtiere stellt hierbei das adäquate und notwendige Mittel dar.“
Das Rechtsgutachten „Rechtliche Zulässigkeit und Gebotenheit einer nationalen Positivliste für die legale Haltung von ‚Heimtieren‘“ finden Sie hier.
ENDE
Pressekontakt: Eva-Maria Heinen, Communications & PR Managerin: presse@hsi-europe.org, +49 (0) 160 94491788