Das Filmmaterial, veröffentlicht von der internationalen Tierschutzorganisation Humane Society International, zeigt verletzte Füchse und die Missachtung von Gesundheitsvorschriften.

Humane Society International / Europa


HSI

BERLIN—Füchse mit offenen Wunden, weinenden, infizierten Augen und deformierten, gespreizten Füßen – eine aktuelle Investigation der Humane Society International/UK (HSI) in Zusammenarbeit mit der finnischen Tierschutzorganisation Oikeutta Eläimille zeigt schockierende Bilder von finnischen Pelzfarmen und dem schrecklichen Tierleid. Die Ende Oktober durchgeführte Ermittlung bestärkt die Forderungen von HSI in Deutschland nach einem vollständigen Verbot der Pelztierzucht hierzulande sowie ein EU-weites Verbot. In Großbritannien, das seit 2000 Pelz im Wert von mehr als 16 Millionen Pfund aus Finnland eingeführt hat, fordert HSI/UK die Regierung auf, einen Gesetzesvorschlag für ein Einfuhrverbot von Pelzen zu unterstützen.

Des Weiteren stellten die Ermittler*innen fest, dass auf den besuchten Pelztierfarmen wichtige Präventivmaßnahmen zur Bekämpfung von Zoonosen missachtet wurden. Dies stellt ein gravierendes Risiko für die öffentliche Gesundheit dar. Mit Schutzanzügen filmten sie zudem stark übergewichtige „Monsterfüchse“ mit übermäßigen Hautfalten, die extra so gezüchtet wurden, um die Pelzausbeute zu steigern. Auch verhaltensauffällige Füchse, vermutlich mit psychischen Problemen, sind auf dem Filmmaterial zu sehen.

Bild-und Videomaterial von der Investigation können hier heruntergeladen werden.

Finnland ist eins der letzten europäischen Länder, in denen die Pelztierzucht noch legal ist. Der finnische Handel rühmt sich damit, dass fast 100 % der Fuchspelzfarmen nach dem SAGA-System (einschließlich des WelFur-Protokolls) zertifiziert sind, das „das höchste Niveau an Tierschutz“ verspricht. Das SAGA-System ist eine Reihe von Leitlinien, die vom finnischen Auktionshaus SAGA herausgegeben wurden.

Die grausamen Bedingungen, die durch die verdeckten Filmaufnahmen dokumentiert wurden – auch auf SAGA-zertifizierten Farmen -, zeigen jedoch die herzzerreißende Realität der Branche: Füchse sind ihr ganzes Leben lang in kleinen, kargen Käfigen eingesperrt und können weder das Gras unter ihren Füßen spüren noch natürliche Verhaltensweisen wie Laufen, Graben und Jagen ausüben. Fuchspelze aus Finnland werden von Marken wie Woolrich, Ermanno Scervino, Yves Salomon und Fendi verwendet. Woolrich, beispielsweise, hat in Deutschland laut Website acht eigene Einkaufsläden, die Produkte sind aber auch in großen Einkaufszentren erhältlich.

Claire Bass, Humane Society International/UK’s Senior Director of Campaigns and Public Affairs, dazu: „Ich habe in den vergangenen sechs Jahren etwa 20 Pelzfarmen besucht. Und jedes Mal wird deutlich, dass der Pelzhandel routinemäßig sowohl den Tierschutz als auch die öffentliche Gesundheit missachtet. Finnische Pelzfarmen bezeichnen das Wohlergehen der Tiere als ‘oberste Priorität’, aber diese Untersuchung erzählt eine ganz andere Geschichte. Die entsetzlichen Bedingungen sind Welten entfernt von dem „Luxus“-Image, das der Pelzhandel zu vermitteln versucht.“

In Deutschland gibt es kein offizielles Verbot der Pelztierzucht. Im Jahr 2017 hat das Land strengere Tierschutzstandards eingeführt, die u.a. vorschreiben, dass Nerze in größeren Käfigen gehalten und mit Wasser zum Schwimmen ausgestattet sein müssen. Weil die Pelztierfarmen dadurch nicht mehr rentabel waren, haben im Jahr 2019 alle Farmen geschlossen. HSI in Deutschland setzt sich seit Jahren dafür ein, bekannte Modemarken wie zum Beispiel Max Mara von einer pelzfreien Unternehmenskultur zu überzeugen. Erst im August diesen Jahres hat Max Mara verkündet, keine Pelzprodukte mehr zu verkaufen.

Sylvie Kremerskothen Gleason, Landesdirektorin von HSI/Europe in Deutschland, dazu: „Das deutsche Tierschutzgesetz greift noch zu kurz, denn es verbietet Pelztierfarmen nicht per se. HSI/Europe fordert deswegen ein gesetzlich verankertes Verbot dieser Farmen auch in Deutschland, um sicherzustellen, dass Wildtiere künftig nie wieder für die Pelzproduktion gehalten und getötet werden. Sollte sich Deutschland den 16 anderen EU-Mitgliedsstaaten anschließen, die bereits ein Verbot der Pelzindustrie eingeführt haben, würde das auch die Glaubwürdigkeit unseres Landes im Kampf für ein EU-weites Verbot erhöhen. Deutschland würde damit ein klares Zeichen setzen, dass die Haltung und Tötung von Tieren zur Pelzproduktion absolut inhuman ist.”

Ausbrüche wie die von COVID-19 und der hochpathogenen Vogelgrippe auf mehr als 500 Pelzfarmen in Europa und Nordamerika haben Wissenschaftler*innen und Gesundheitsbehörden schon längst alarmiert. Nachdem im Jahr 2023 die Vogelgrippe auf Pelztierfarmen in Finnland ausgebrochen ist (ursprünglich wurde hier eine wilde Möwe als Infektionsträger vermutet), haben die finnischen Behörden nicht nur Biosicherheitsmaßnahmen und obligatorische Kadavertests eingeführt, sondern auch Vorschriften erlassen, die den Einsatz von Netzen vorschreiben. Diese sollen verhindern, dass Wildvögel in die Käfige der untergebrachten Tiere sowie in ihr Futter und Trinkwasser gelangen. Die HSI-Ermittler*innen fanden aber Betriebe, die sich nicht an diese Vorschriften halten und dadurch die öffentliche Gesundheit gefährden. In vielen Fällen deckten die Netze nicht die gesamte Länge der Käfige ab, in einem Fall wurde sogar der verweste Körper einer wilden Möwe direkt unter einer Reihe von Fuchskäfigen gefunden.

Kristo Muurimaa von Oikeutta Eläimille sagt: „Finnische Pelztierfarmen sind eine vorprogrammierte Seuchenkatastrophe. Die Käfige sind den Wetterbedingungen ausgesetzt und es gibt keine zuverlässige Möglichkeit, dass Wildvögel die Pelztiere nicht mit der Vogelgrippe infizieren. Wir fordern die finnische Regierung auf, dem Beispiel von 22 anderen europäischen Ländern zu folgen und den Pelzfarmer*innen Unterstützung zu gewähren, damit sie diese Industrie schnell schließen können.“

Im Oktober 2024 hat eine Abgeordnete der britischen Labour-Partei einen Gesetzesvorschlag („Private Member’s Bill“) vorgeschlagen, um die Einfuhr und den Verkauf von Pelzen in Großbritannien zu verbieten. HSI/UK begrüßte die Vorlage dieses Gesetzentwurfs als bedeutenden Schritt nach vorn. Der Gesetzentwurf sieht vor, das bestehende Verbot des Handels mit Katzen-, Hunde- und Robbenfellen auf den Handel mit Füchsen, Marderhunden, Nerzen, Chinchillas, Kojoten und anderen Tiere, die für Pelzmode getötet werden, auszuweiten und die Einfuhr und den Verkauf von neuen Tierfellen aller Arten zu verhindern. Wenn das Verbot in Kraft tritt, würde es die Mitschuld des Vereinigten Königreichs an der Grausamkeit und den Gesundheitsrisiken des weltweiten Pelzhandels beenden.

Fakten zu Pelz

  • Zehn Millionen Tiere leiden und sterben jedes Jahr im globalen Pelzhandel, die meisten werden in kahlen Batteriekäfigen auf Pelzfarmen gehalten.
  • Zusätzlich zu den physischen und psychischen Qualen, die das Leben in kleinen, kahlen Käfigen mit sich bringt, sind die auf Pelzfarmen verbreiteten Tötungsmethoden ebenso qualvoll. Füchse werden in der Regel durch anale Elektroschocks getötet, Nerze werden vergast.
  • Die Pelztierzucht ist mittlerweile in 22 europäischen Ländern verboten – in den 16 Mitgliedstaaten Österreich, Belgien, Kroatien, Tschechische Republik, Estland, Frankreich, Irland, Italien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Rumänien, Slowakei und Slowenien sowie in Bosnien und Herzegowina, Guernsey, Norwegen, dem Vereinigten Königreich, Nordmazedonien und Serbien. Dänemark, Schweden und Ungarn haben Maßnahmen ergriffen, die die Zucht bestimmter Arten beendet haben. Politische Diskussionen über ein Verbot sind in Polen, Bulgarien und Schweden im Gange.
  • Nerze auf fast 500 Pelzfarmen in 13 Ländern in Europa und Nordamerika wurden mit COVID-19 infiziert, und das hochpathogene aviäre Influenzavirus A(H5N1) wurde bisher auf 73 Pelzfarmen (eine in Spanien, 72 in Finnland) nachgewiesen. Millionen von Nerzen, Arktischen Füchsen, Rotfüchsen und Marderhunden wurden aus Gründen des öffentlichen Gesundheitswesens geschlachtet.
  • Im Jahr 2023 brach auf finnischen Pelztierfarmen die Vogelgrippe aus, bei der eine Übertragung von Tier zu Tier als wahrscheinlich galt. Die finnischen Behörden haben daraufhin im Sinne der öffentlichen Gesundheit angeordnet, alle Tiere auf den infizierten Farmen zu töten (ca. 500.000 Nerze, Füchse und Marderhunde).
  • Das finnische Ministerium für Land- und Forstwirtschaft schreibt bestimmte Vorsichtsmaßnahmen vor, um die Übertragung der Vogelgrippe von Wildtieren auf Pelztiere zu verhindern. Beim Besuch der Farmen in Finnland haben die Ermittler*innen umfassende Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Sie trugen bei jedem Besuch neue Schutzanzüge, Schuhabdeckungen und Gesichtsmasken und mussten vor dem Besuch der nächsten Farm einen negativen COVID-19 vorweisen.
  • Die Umweltauswirkungen der Produktion von Nerz-, Fuchs- und Marderhundpelz übersteigen bei weitem jene anderer Materialien, die in der Modebranche verwendet werden, einschließlich Baumwolle und sogar Polyester und Acryl, die auch zur Herstellung von Kunstpelz verwendet werden. Dies geht aus einem Bericht der CO2-Expert*innen des Beratungsunternehmens Foodsteps hervor, der im Auftrag von Humane Society International/UK erstellt und von dem renommierten Nachhaltigkeitsexperten Isaac Emery geprüft wurde. Der Studie zufolge weist Pelz im Vergleich zu anderen Materialien die höchsten Treibhausgasemissionen pro Kilogramm auf, zu denen Kohlendioxid, Methan und Distickstoffoxid gehören.
  • Im Juli 2023 erschien in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences ein Artikel, in dem die Wissenschaftler*innen des Imperial College London warnten, dass die Pelztierzucht ein Risiko für künftige Krankheitsausbrüche darstellt. Die Pelztierzucht sollte demnach die gleiche Risikokategorie wie der Buschfleischhandel und die Märkte für lebende Tiere erhalten.

ENDE

Medienkontakt: Susan Wolters, Media and Communications Manager Deutschland, HSI/Europe, swolters@hsi.org; Tel.: +49 (0)160 94491788

Tierschutzorganisationen schließen sich in der größten globalen Anti-Pelz-Kampagne anlässlich der Modewochen zusammen, damit Max Mara pelzfrei wird

Humane Society International / Europa


Mink on a fur farm
Jo-Anne McArthur/Andrew-Skowron/We Animals Media

BRÜSSEL/BERLIN—In Zusammenhang mit den wichtigsten Modewochen, die diese Wochen in New York, London, Mailand und Paris laufen, werden Verbraucher*innen in der gesamten Europäischen Union dazu aufgerufen, sich an der größten jemals durchgeführten weltweiten Anti-Pelz-Kampagne zu beteiligen, um das Modehaus Max Mara zu drängen, pelzfrei zu werden. Die Kampagne wird von den Tierschutzorganisationen Humane Society International, der Humane Society of the United States und der Fur Free Alliance geleitet, die Organisationen in mehr als 35 Ländern umfassen. Millionen Unterstützer*innen und mitfühlende Bürger*innen aus dem Vereinigten Königreich, Australien, Kanada, Südkorea, der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten werden gebeten, Max Mara per Telefon, E-Mail und über die sozialen Medien aufzufordern, auf Pelz in ihren Produkten zu verzichten, da diese Mode grausam produziert wird und veraltet ist und in einer modernen Gesellschaft keinen Platz hat.

Das Modeunternehmen Max Mara, das mehr als 2.500 Geschäfte in 105 Ländern betreibt, davon 227 in der Europäischen Union, ist einer der letzten großen Pelznutzer, und sein aktuelles Sortiment umfasst Artikel aus Fuchs-, Maderhund- und Nerzfell. Zu den Pelzprodukten von Max Mara gehören Manschetten aus Fuchspelz, eine Kapuze mit Nerzbesatz, eine Kapuze mit Fuchspelzbesatz, Nerzfäustlinge und ein Anhänger aus Marderhundfell. Die Produktetiketten zeigen, dass das Unternehmen Nerzfell aus China sowie Fuchs- und Maderhundfell aus Finnland verwendet.

Die Verwendung von Pelz durch Max Mara fällt zunehmend aus dem Rahmen, wenn man bedenkt, dass die meisten großen Modehäuser der Welt bereits pelzfrei sind, darunter Dolce & Gabbana, Saint Laurent, Valentino, Prada, Gucci, Versace, Alexander McQueen, Balenciaga und Jimmy Choo, und dass Hugo Boss, Armani, Tommy Hilfiger, Stella McCartney und Vivienne Westwood seit langem Pelz verbieten.

Elise Allart, Corporate Engagement Director bei Humane Society International/Europe, sagt: „Max Mara ist eine der letzten großen Modemarken, die den grausamen Pelzhandel noch unterstützt. Sie stehen alleine da in einer Welt, in der die meisten Menschen denken, dass die Verwendung von Pelz einfach falsch ist. Die Beweise sind eindeutig: Pelz ist grausam für Tiere, schlecht für die Umwelt und ein Risiko für unsere Gesundheit. Es ist an der Zeit, dass Max Mara aufhört Echtpelz zu verwenden und ein Zeichen für mitfühlende Mode setzt, indem es pelzfrei wird.“

Nerze, Füchse und Maderhunde – alles Tierarten, deren Pelze von Max Mara verwendet werden – werden auf Pelzfarmen gezüchtet, wo sie ihr ganzes Leben in engen, kargen Käfigen verbringen, in denen sie ihre natürlichen Verhaltensweisen nicht ausleben können, nur um dann brutal vergast oder durch Analstromschläge getötet und dann gehäutet zu werden.

Die Pelzproduktion ist außerdem umweltschädlich und ein Risiko für die öffentliche Gesundheit. Eine von Expert*innen begutachtete und von HSI in Auftrag gegebene Studie von Foodsteps, die sich mit dem CO2-Fußabdruck befasst, zeigt, dass die Produktion von Pelzen im Vergleich zu anderen Materialien pro Kilogramm die höchsten Treibhausgasemissionen aufweist: Der CO2-Fußabdruck von 1 kg Nerzpelz ist 31 Mal höher als der von Baumwolle und 25 Mal höher als der von Polyester. Pelztierfarmen sind auch Brutstätten für Zoonosekrankheiten wie COVID-19 und die Vogelgrippe. In den letzten Jahren wurden Hunderte von Ausbrüchen auf Pelzfarmen in Europa und Nordamerika bestätigt. All dies, während hochwertige, tierfreundliche Alternativmaterialien leicht erhältlich sind und von Max Maras Konkurrent*innen verkauft werden, wie z. B. KOBA® Fur Free Fur, das pflanzliche und recycelte Inhaltsstoffe enthält.

Die jüngste und bisher größte verdeckte Untersuchung von Pelzfarmen wurde in sechs EU-Ländern durchgeführt – darunter auch in Finnland, dem Land, aus dem Max Mara seine Fuchs- und Maderhundfelle bezieht. Im Sommer/Herbst 2023 besuchten unabhängige Tierschutzermittler*innen mehr als 100 Pelzfarmen und lieferten schockierende Foto– und Videobeweise. Nerze, Füchse und Marderhunde wurden in entsetzlichen Zuständen gezeigt, in denen Fälle von Kannibalismus ebenso dokumentiert wurden wie verletzte, kranke, tote und sterbende Tiere, darunter einige mit fehlenden Gliedmaßen, Schwänzen oder Ohren, schweren Augeninfektionen, von Maden befallenen Wunden und verstörenden Fällen von Selbstverstümmelung.

Der Hauptsitz von Max Mara kann über die E-Mail-Aktionsseite bezüglich der Forderung zum Verzicht von Pelzprodukten hier kontaktiert werden.

Fakten über Pelz:

  • Im weltweiten Pelzhandel leiden und sterben jedes Jahr zig Millionen Tiere, von denen die meisten in kahlen Käfigbatterien auf Pelzfarmen gehalten werden.
  • In mehr als 480 Pelzfarmen in 13 Ländern wurden Nerze mit COVID-19 infiziert, und auf Pelzfarmen in Spanien und Finnland kam es zu Ausbrüchen der hochpathogenen Vogelgrippe (H5N1). Die Weltgesundheitsorganisation hat das Potenzial für die Verbreitung von Zoonosen auf Pelztierfarmen anerkannt, und führende Virolog*innen haben kürzlich die Regierungen gewarnt, „die zunehmenden Beweise zu berücksichtigen, die für eine Abschaffung der Pelztierzucht im Interesse der Pandemievorsorge sprechen”.
  • Die Pelztierzucht ist in 20 europäischen Ländern verboten, darunter in den 15 EU-Mitgliedstaaten Belgien, Estland, Frankreich, Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Österreich, Slowakei und Slowenien sowie in fünf weiteren europäischen Ländern (Bosnien und Herzegowina, Norwegen, Vereinigtes Königreich, Nordmazedonien und Serbien). Darüber hinaus haben die Schweiz und Deutschland Tierschutzvorschriften erlassen, die die Pelztierzucht unrentabel gemacht Ein gesetzlich verankertes Pelztierfarmverbot gibt es in Deutschland bisher noch nicht.
  • Etwa 10 Millionen Füchse, Marderhunde, Nerze und Chinchillas werden jedes Jahr in den Pelzfarmen der EU getötet. Im Jahr 2023 unterzeichneten mehr als 1,5 Millionen EU-Bürger*innen eine Petition der Europäischen Bürgerinitiative, die ein EU-weites Verbot der Pelztierzucht forderte. Trotz eindeutiger öffentlicher Unterstützung wurde die EU-Kommission nicht tätig und verschob stattdessen eine Entscheidung über ein solches Verbot bis 2026.

Laden Sie hier Video/Fotos von finnischen Pelzfarmen herunter. Credit: Humane Society International.

Medienkontakt:Eva-Maria Heinen, Communications & PR Managerin, presse@hsi-europe.org; tel: 0160 94491788

 

Neuer Bericht zeigt, dass der CO2-Fußabdruck von Pelzmode viel höher ist als der anderer Materialien. Die EU muss die Pelzproduktion verbieten, um Tiere und Umwelt zu schützen, fordert Humane Society International/Europe.

Humane Society International


Fur farm
Claire Bass/HSI

BERLIN —Die Umweltauswirkungen der Produktion von Nerz-, Fuchs- und Marderhundpelz übersteigen bei weitem jene anderer Materialien, die in der Modebranche verwendet werden, einschließlich Baumwolle und sogar Polyester und Acryl, die auch zur Herstellung von Kunstpelz verwendet werden. Dies geht aus einem neuen Bericht der CO2-Experten des Beratungsunternehmens Foodsteps hervor, der im Auftrag von Humane Society International/UK erstellt und von dem renommierten Nachhaltigkeitsexperten Isaac Emery geprüft wurde. Der Bericht zeigt, dass die PR-Behauptung der Pelzindustrie, Pelz sei „das umweltfreundlichste Material, das es gibt”, ein falsches Greenwashing und irreführend für Verbraucher*innen und Einzelhändler*innen ist.

Der Studie zufolge weist Pelz im Vergleich zu anderen Materialien die höchsten Treibhausgasemissionen pro Kilogramm auf, zu denen Kohlendioxid, Methan und Distickstoffoxid gehören. Der Kohlenstoff-Fußabdruck von einem Kilogramm Nerzpelz ist 31-mal höher als der von Baumwolle und 25-mal höher als der von Polyester. Auch beim Wasserverbrauch schneiden die drei Tierpelze von allen untersuchten Materialien am schlechtesten ab: 104-mal höher als Acryl, 91-mal höher als Polyester und fünfmal höher als Baumwolle. Pelzaccessoires wie Pelzbesätze an Jackenkapuzen und Bommeln an Hüten und Schuhen haben ebenfalls einen höheren ökologischen Preis als ihre Gegenstücke aus Acryl. So schätzt die Studie, dass ein Bommel aus Marderhundpelz an einer Mütze einen fast 20-mal höheren Kohlenstoff-Fußabdruck hat als sein Gegenstück aus Acryl.

Jährlich werden weltweit etwa 100 Millionen Tiere für die Pelzherstellung verwendet, wobei allein in Europa im Jahr 2021 etwa 10 Millionen Nerze, Füchse und Marderhunde auf Pelzfarmen gezüchtet und getötet wurden. Der HSI-Bericht zeigt, dass ein europaweites Verbot der Pelztierzucht fast 300.000 Tonnen CO2-Äquivalent einsparen würde, was dem jährlichen Kohlendioxidausstoß von etwa 44.000 EU-Bürgern entspricht. Außerdem würden etwa 3.700 Tonnen Wasserverschmutzung und 11.800 Tonnen Luftemissionen eingespart. Tiere in Pelztierfarmen produzieren zudem große Mengen an umweltschädlichen Exkrementen. Ihre Pelze benötigen enorme Mengen an Wasser, Salz und einen Cocktail aus Chemikalien wie Chrom und Formaldehyd – die als giftige Karzinogene gelistet sind -, um zu verhindern, dass sie sich so zersetzen, wie es tote Haut und Haare auf natürliche Weise tun würden.

Dr. Joanna Swabe, Senior Director of Public Affairs bei Humane Society International/Europe, sagt: „Diese neue Studie enthüllt die Wahrheit und macht den Behauptungen der Pelzindustrie über ihre Umweltfreundlichkeit den Garaus. Pelz im Vergleich zu Kunstpelz als nachhaltiger darzustellen, ist eine Methode des Greenwashing, aber die Verbraucher sollten sich nicht täuschen lassen. Betrachtet man die Umweltauswirkungen, so ist die Pelzindustrie ein großer Umweltverschmutzer, der den ökologischen Fußabdruck von Materialien wie Baumwolle und Acryl bei weitem übertrifft. Nerzpelz zum Beispiel hat einen CO2-Fußabdruck, der den von Rindfleisch um das 7-Fache und den von Hühnern um das 34-Fache übertrifft. Angesichts der Tatsache, dass diese Industrie unsere Umwelt bedroht und die Tiere grausamen Bedingungen aussetzt, muss die EU unbedingt auf die 1,5 Millionen Unterschriften der starken Europäischen Bürgerinitiative für ein pelzfreies Europa reagieren.”

Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der EFA/Grünen im Europäischen Parlament und Mitglied im Umweltausschuss, bekam die Studie vorab zur Kenntnis und kommentiert: „Dieser Bericht unterstreicht, dass die Pelztierhaltung in Europa abgeschafft werden sollte. Zum vermeidbaren Tierleid aufgrund schlechter Haltungsbedingungen kommen offensichtlich bedenkliche Umweltauswirkungen, über die man bisher kaum gesprochen hat. Dieser Bericht sollte zur Kenntnis genommen werden, Pelztierzucht passt in Europa nicht mehr in diese Zeit.“

Die Modeindustrie ist schätzungsweise für zwei bis acht Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich und ein großer Wasserverschmutzer. Die Begrenzung des ökologischen Fußabdrucks der Modebranche ist daher von entscheidender Bedeutung für die Erfüllung der internationalen Klimaschutzverpflichtungen. HSI/Europe ist der Ansicht, dass dieser neue Bericht überzeugende Beweise dafür liefert, dass der unverhältnismäßig große ökologische Fußabdruck des weltweiten Pelzhandels beseitigt werden sollte, auch durch ein Verbot der Einfuhr und des Verkaufs von Pelzen in der EU.

Schnelle Fakten aus dem Bericht:

  • Der Kohlenstoff-Fußabdruck von 1 kg Nerzpelz (309,91 kg CO2-eq) ist 31-mal höher als der von Baumwolle, 26-mal höher als der von Acryl und 25-mal höher als der von Polyester. Marderhund- und Fuchspelz haben ebenfalls einen hohen CO2-Fußabdruck, der etwa 23-mal schädlicher für das Klima als Baumwolle und 18-mal schädlicher für das Klima als Polyester ist.
  • Nerzpelz verursacht 271-mal höhere Luftemissionen als Acryl, 215-mal höhere als Baumwolle und 150-mal höhere als Polyester. Pelze von Fuchs und Marderhund verursachen Luftemissionen, die etwa 104-mal höher sind als die von Acryl, 83-mal höher als die von Baumwolle und 57-mal höher als die von Polyester.
  • Pro Kilogramm Pelz werden fast 30.000 Liter Wasser benötigt. Der durchschnittliche Wasserverbrauch der drei Pelzsorten ist 104-mal höher als bei Acryl, 91-mal höher als bei Polyester und fünfmal höher als bei Baumwolle.
  • Die Produktion aller drei Pelzarten hat eine erschütternde Auswirkung auf die Wasserverschmutzung; Nerzpelz verursacht fast 400-mal mehr Wasserverschmutzung pro Kilogramm als Polyester, und im Durchschnitt sind alle drei Pelze 100-mal wasserverschmutzender als Baumwolle und 75-mal mehr als Acryl.

HSI geht davon aus, dass mit der zunehmenden Verfügbarkeit innovativer, biobasierter Materialien der nächsten Generation, einschließlich Kunstpelz aus pflanzlichen Rohstoffen, tierleidfreie Materialien immer umweltfreundlicher werden. Das Institut für Kunstpelz in Paris hat eine Roadmap für innovative Wege zur Herstellung von Kunstpelz mit dem Namen SMARTFUR auf den Weg gebracht, die auf den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft basiert. Im September 2019 brachte Stella McCartney gemeinsam mit DuPont in Zusammenarbeit mit ECOPEL KOBA® Fur Free Fur auf den Markt, den weltweit ersten vollständig recycelbaren Kunstpelz aus pflanzlichen Rohstoffen und recyceltem Polyester. Danach brachten die Gründer*innen Ashwariya Lahariya und Martin Stübler das Produkt BioFluff auf den Markt, den weltweit ersten Pelz auf Pflanzenbasis.

Der HSI-Bericht stützt sich auf Daten, die der französische Luxusmodekonzern Kering im Rahmen seiner Umweltbilanz veröffentlicht, um eine größere Hinwendung zur Nachhaltigkeit in der Modeindustrie zu fördern. Der Bericht untersucht die Auswirkungen von Materialien in der gesamten Lieferkette, einschließlich Rohstoffproduktion, Verarbeitung, Herstellung, Montage und Betrieb bis hin zum Einzelhandel. Obwohl diese Standard-Lebenszyklusanalyse der Modeindustrie die Entsorgung am Ende des Lebenszyklus nicht berücksichtigt, weist HSI/Europe darauf hin, dass alle Kleidungsstücke in der Modeindustrie auf der Mülldeponie landen können, wobei Artikel mit Tierpelzen keine Ausnahme darstellen.

Dr. Swabe fügt hinzu: „Alle Produkte haben bis zu einem gewissen Grad einen CO2-Fußabdruck, aber der neue Bericht von HSI zeigt, dass die Pelzproduktion eine weitaus gravierendere Umweltbelastung darstellt. Die Wahrscheinlichkeit, dass Jacken mit Pelzbesatz, Bommelmützen und andere Wegwerfmodeartikel auf der Mülldeponie landen, ist genauso hoch wie bei Kunstpelz.  Die Wahrheit ist, dass die intensive Haltung von Millionen pelztragender Tiere und die Verarbeitung ihrer Felle mit Chemikalien niemals als natürlich oder nachhaltig bezeichnet werden kann.”

Schnelle Fakten zum Ausstieg aus Pelz:

  • Die meisten der weltweit führenden Designer haben pelzfreie Richtlinien eingeführt, darunter alle sechs Modemarken von Kering – Saint Laurent, Brioni, Gucci, Alexander McQueen, Balenciaga und Bottega Veneta – sowie Marken wie Valentino, Prada, Armani, Versace, Michael Kors, Jimmy Choo, DKNY, Burberry und Chanel.
  • Die Europäische Bürgerinitiative mit über 1,5 Millionen Unterschriften zeigt, dass die EU-Bürger*innen die Europäische Kommission nachdrücklich auffordern, die Pelztierzucht zu verbieten und den Verkauf von Pelzprodukten auf dem europäischen Markt zu untersagen.
  • Die Pelztierzucht ist bereits in vielen EU-Ländern verboten, darunter Österreich, Belgien, Bosnien-Herzegowina, die Tschechische Republik, Kroatien, Estland, Frankreich, Irland, Italien, Lettland, Luxemburg, Mazedonien, Malta, die Niederlande, Norwegen, Serbien, die Slowakei und Slowenien. Litauen, Polen und Rumänien erwägen derzeit ein Verbot der Pelztierzucht.
  • In den Vereinigten Staaten hat der Bundesstaat Kalifornien den Verkauf von Pelzen im Jahr 2019 verboten. Insgesamt haben 13 Städte in den USA den Pelzverkauf verboten, Israel war das erste Land der Welt, das den Pelzverkauf im Jahr 2021 verbot.
  • In mehr als 480 Nerzfarmen in 12 Ländern, darunter Italien, Polen, Schweden und Dänemark, wurden mit COVID-19 infizierte Nerze gefunden, und die Weltgesundheitsorganisation hat das Potenzial einer zoonotischen Ausbreitung der Krankheit in Pelzfarmen anerkannt. Im Oktober 2022 veranlasste ein Ausbruch der hoch pathogenen Vogelgrippe (H5N1) auf einer Nerzfarm in Spanien einflussreiche Virolog*innen dazu, dies als ein „Warnsignal” zu bezeichnen und die sofortige Beendigung der Praxis zu fordern.

Klicken Sie hier um den Bericht herunterzuladen.

Klicken Sie hier für HSI’s neue Animation über den ökologischen Fußabdruck des Pelzhandels.

ENDE

Medienkontakt: Eva-Maria Heinen, Communications & PR Managerin presse@hsi-europe.org; 0160 94491788

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