BUCHAREST/BERLIN—Humane Society International/Europe (HSI/Europe) feiert heute einen monumentalen Sieg für den Tierschutz in Rumänien. Um 12 Uhr Ortszeit (11 Uhr MEZ) stimmte das rumänische Parlament mit überwältigender Mehrheit für ein Verbot der Zucht von Chinchillas und Nerzen, den einzigen beiden Pelztierindustrien des Landes. Diese historische Entscheidung ist das Ergebnis von fast zwei Jahren politischen Debatten und intensiven Kampagnen der internationalen Tierschutzorganisation HSI/Europe, des rumänischen Teams vor Ort sowie anderen Tierschutzgruppen. Rumänien ist damit das 22. Land in Europa, das die Pelztierzucht verbietet. Das sieht die Organisation als wichtigen Meilenstein für ihre globale Kampagne zur Beendigung der grausamen Zucht und Tötung von Tieren für Pelzmode.
Andreea Roseti, Landesdirektorin von HSI/Europe in Rumänien, sagt: „Wir freuen uns sehr über diese bahnbrechende Entscheidung in Rumänien. Dieser legislative Meilenstein repräsentiert eine wichtige Entwicklung im rumänischen Tierschutz und damit auch das wachsende Engagement der rumänischen Bürger*innen für das Wohl der Tiere. Tiere sind keine Waren, die für unsere ‚Mode‘ gezüchtet und getötet werden dürfen. Wir hoffen, dass uns dieses Gesetz einen wichtigen Schritt näher zu einem EU-weiten Verbot der Pelztierzucht bringt“.
Undercover-Investigation zeigt schockierende Bedingungen
Der Ursprung des Gesetzesvorschlags basiert auf einer Undercover-Investigation von HSI/Europe aus dem Jahr 2022, die die grausamen Bedingungen auf Pelzfarmen in Rumänien aufdeckte. Die Aufnahmen zeigen junge Chinchillas in kleinen, schmutzigen Drahtkäfigen, die in improvisierten Gaskammern oder durch einen Genickbruch getötet wurden.
Nachdem die Abgeordnetenkammer den Gesetzentwurf heute verabschiedet hat, tritt das Gesetz nach der Promulgation ab dem 1. Januar 2027 in Kraft und verbietet die Pelztierzucht in Rumänien. HSI/Europe rechnet mit keiner Verzögerung bei der Promulgation von Präsident Klaus Iohannis und der Veröffentlichung im Amtsblatt.
Deutschland setzt falsches Signal
Im Gegensatz zu der Mehrheit der EU-Mitgliedsstaaten, hat Deutschland noch immer kein Pelztierfarmverbot auf den Weg gebracht. Zwar werden in Deutschland seit 2019 keine Pelzfarmen mehr betrieben, was jedoch auf erhöhte Tierschutzstandards zurückzuführen ist, die die Zucht von Pelztieren unrentabel gemacht haben.
Sylvie Kremerskothen Gleason, Landesdirektorin von HSI/Europe in Deutschland, dazu: “HSI/Europe fordert ein gesetzlich verankertes Verbot von Pelztierfarmen auch in Deutschland, um sicherzustellen, dass Wildtiere künftig nie wieder für die Pelzproduktion gehalten und getötet werden. Zudem würde dies ein klares Signal für ein europaweites Verbot von Pelztierfarmen setzen. Ein Scheitern des EU-Verbots wäre ein herber Rückschlag, wenn stattdessen lediglich erhöhte Tierschutzstandards nach deutschem Vorbild eingeführt würden, die in der Praxis schwer überprüfbar sind und zahlreiche Schlupflöcher offenlassen.”
Jegliche Art von Tierschutzstandards für die Pelztierzucht suggerieren darüber hinaus, dass es eine „humane“ Praxis gibt, Tiere für die Pelzproduktion zu halten und zu töten. Dabei ist Pelzproduktion von Natur aus nicht human.
Fakten zur Pelzindustrie:
- Zehn Millionen Tiere leiden und sterben jedes Jahr im globalen Pelzhandel, die meisten werden in kahlen Batteriekäfigen auf Pelzfarmen gehalten.
- Die Pelztierzucht ist mittlerweile in 22 europäischen Ländern verboten – in den 16 Mitgliedstaaten Österreich, Belgien, Kroatien, Tschechische Republik, Estland, Frankreich, Irland, Italien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Rumänien, Slowakei und Slowenien sowie in Bosnien und Herzegowina, Guernsey, Norwegen, dem Vereinigten Königreich, Nordmazedonien und Serbien. Dänemark, Schweden und Ungarn haben Maßnahmen ergriffen, die die Zucht bestimmter Arten beendet haben. Politische Diskussionen über ein Verbot sind in Bulgarien und Schweden im Gange.
- Nerze auf fast 500 Pelzfarmen in 13 Ländern in Europa und Nordamerika wurden mit COVID-19 infiziert, und das hochpathogene aviäre Influenzavirus A(H5N1) wurde bisher auf 72 Pelzfarmen (eine in Spanien, 71 in Finnland) nachgewiesen. Millionen von Nerzen, Arktischen Füchsen, Rotfüchsen und Marderhunden wurden aus Gründen des öffentlichen Gesundheitswesens geschlachtet.
- Zehn Modemarken in Rumänien haben sich verpflichtet, pelzfrei zu werden, nachdem sie mit Humane Society International/Europe zusammengearbeitet haben. Sie sind damit die ersten Designer in Rumänien, die dem globalen Fur Free Retailer-Programm beigetreten sind. Ioana Ciolacu, Muse um Concept, REDU, OCTAVIA CHIRU, Katerini, Hooldra, Feeric Fashion Week, Scapadona, Axente und Lenca schließen sich den fast 1.600 Modemarken, Einzelhändlern und Designern in 25 Ländern weltweit an, die Teil des Fur Free Retailer-Programms sind, darunter Gucci, Moncler, Prada, Adidas, H&M und Zara.
ENDE
Pressekontakt: Susan Wolters, Media & Communications Manager für Deutschland, HSI/Europe, swolters@hsi.org; Tel.: +49 (0)160 94491788