MÜNCHEN/BERLIN— als 86.000 Menschen unterzeichneten einen offenen Appell an Bundesumweltministerin Steffi Lemke, die Einfuhr von Jagdtrophäen bedrohter und geschützter Arten nach Deutschland endlich zu unterbinden. Dieser Aufruf unter dem Hashtag #SchuetzenStattSchiessen wurde von 35 bekannten Persönlichkeiten aus Kultur und Wissenschaft, darunter Guido Maria Kretschmer, Maria Furtwängler, Ranga Yogeshwar und Dr. Jane Goodall, gemeinsam mit 21 Natur- und Tierschutzorganisationen initiiert und heute von Vertreter*innen der Verbände dem neuen parlamentarischen Staatssekretär Jan-Niclas Gesenhues im Bundesumweltministerium (BMUV) übergeben.
Trophäeneinfuhren nach Deutschland nehmen zu
Deutschland ist der zweitgrößte Jagdtrophäenimporteur weltweit und entgegen den wiederholten Beteuerungen des BMUV seit 2022, die Einfuhren von Trophäen nach Deutschland zu reduzieren und in Einzelfällen sogar ganz zu verbieten, zeigt sich ein gegenläufiger Trend. Die Zahl der Einfuhrvorgänge belief sich, laut Bundesamt für Naturschutz (BfN), 2021 auf 435, 2022 bereits auf 538 und 2023 schließlich auf 569. Damit sind die Einfuhren seit der Ankündigung des BMUV um knapp 30 Prozent angestiegen. Allein in diesen drei Jahren registrierte das BfN 68 Einfuhrvorgänge von Trophäen Afrikanischer Elefanten, 53 Flusspferde, 46 Leoparden und 43 Löwen sowie knapp 500 Bergzebras.
„Das menschengemachte Artensterben ist eine der größten Krisen unserer Zeit. Jedes Jahr sterben weltweit zahlreiche Tierarten aus, während jeden Tag Ranger*innen und Artenschutzorganisationen unnachgiebig dafür kämpfen, dass nicht noch weitere Arten dazukommen. Gleichzeitig ist der Abschuss dieser bedrohten Tiere zum Spaß und als makabres Souvenir noch immer erlaubt. Das unterminiert nachhaltigen Artenschutz und ist deutscher Artenschutzpolitik nicht würdig“, betont Dr. Mona Schweizer, Biologin von Pro Wildlife.
Trophäenjagd ohne Jagdschein – im Ausland oft kein Problem
Doch nicht nur Grundprinzipien des Artenschutzes werden unterlaufen, Trophäenjagd hat auch ein immenses Tierschutzproblem. In vielen Trophäenexportländern unterliegt die Jagd kaum Regularien. Vielerorts benötigen Jäger*innen keinerlei jagdliche Vorerfahrung, geschweige denn einen Jagdschein. Häufig ist es auch unproblematisch, Kinder Tiere schießen zu lassen. Die in Deutschland verbotene Bogenjagd ist in vielen Ländern ebenso erlaubt, wie die Jagd mit Armbrüsten, Faustfeuerwaffen oder aus dem Helikopter. Unangemessene Jagdmethoden und fehlende Erfahrung führen dabei nicht selten zu einer deutlichen Verlängerung des Tierleids.
„Trophäenjagd ist ein grausames Geschäftsmodell, das weder mit Anforderungen an den Arten- noch den Tierschutz kompatibel ist und den Werten und Normen unserer Gesellschaft widerspricht. Sowohl Umfragen als auch der Appell der mehr als 85.000 Menschen zeigen die überwältigende Ablehnung gegenüber der Trophäenjagd. Steffi Lemke und die Bundesregierung müssen nun endlich handeln und ihrer Verantwortung gerecht werden. Ein Importverbot für Trophäen geschützter Arten ist überfällig!“ resümiert Sylvie Kremerskothen Gleason, Landesdirektorin von HSI/Europe in Deutschland.
„Exotische Jagdtrophäen sind ein Anachronismus und Ausdruck einer völlig überholten Kultur. Angesichts des massiven Artensterbens sollten wir einen eindeutigen Schlussstrich ziehen. Es ist an der Zeit, Frieden zu schließen mit der Natur.“ begründet Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar seine Unterstützung des Appells für ein Importverbot.
Während in anderen EU-Staaten, wie den Niederlanden, Finnland und Belgien, bereits Einfuhrverbote für besonders streng geschützte Arten erlassen wurden, bzw. an der Ausweitung bestehender Verbote arbeiten, wie in Frankreich, lässt die Bundesregierung und das BMUV unter Steffi Lemke bisher keine konkrete Initiative erkennen.
Link zur Petition zur Trophäenjagd
Fotos der Übergabe an Staatssekretär Jan-Niclas Gesenhues im Bundesumweltministerium (BMUV)
Pressekontakt: Eva-Maria Heinen, Communications & PR Managerin Deutschland; presse@hsi-europe.org; 0160 94491788