Größte Jagdmesse der EU findet in Dortmund statt

Über 80 Aussteller bieten auf der Jagd&Hund Messe Reisen zur Trophäenjagd auf Wildtiere an

Humane Society International


Jagd & Hund Messe Dortmund Januar 2020. HSI.

BERLINVom 24. bis 29. Januar findet in Dortmund Europas größte Jagdmesse statt. Über 80 nationale und internationale Aussteller aus Kanada, Argentinien, Namibia, Südafrika, Deutschland, Spanien, Polen und anderen Ländern bieten auf der „Jagd & Hund 2023“ Trophäenjagdreisen an, die zwischen einigen hundert und zehntausend Euro kosten, um Elefanten, Großkatzen, Nashörner, Eisbären und zahlreiche andere ikonische Tierarten zu töten. In einem gemeinsamen Brief mit 30 Organisationen forderte Humane Society International/Europe Bürgermeister Thomas Westphal und den Rat der Stadt Dortmund auf, den Verkauf von Trophäenjagdreisen in den Westfalenhallen, dem Standort der Messe, zu stoppen.

Seit Jahren prangert Humane Society International die gravierenden Auswirkungen von Jagdmessen mit Trophäenjagdangeboten wie „Jagd&Hund“ auf den Jagddruck auf bereits geschützte Wildtierarten, den Tierschutz und die biologische Vielfalt an. Zwischen 2014 und 2020 wurden Trophäen von 5.409 Tieren international geschützter Arten nach Deutschland importiert, darunter 194 Leoparden, 208 Braunbären, 166 Flusspferde 229 Elefanten, 138 Löwen, neun Eisbären und zwei Spitzmaulnashörner. Diese Tiere fielen Trophäenjäger*innen zum Opfer, die Reisen auf Jagdmessen wie der „Jagd&Hund“ gekauft haben. Es ist an der Zeit, dass Industrie und Regierungen – von Stadträten bis hin zu nationalen und internationalen Behörden – ihre Unterstützung für die Trophäenjagd beenden.

Sylvie Kremerskothen Gleason, Landesdirektorin von HSI/Europe in Deutschland, sagt: „Es ist nicht hinnehmbar, dass im Jahr 2023 immer noch legal Reisen zum Abschuss geschützter Arten auf einer Messe in Deutschland verkauft werden. Seit Jahren fordern wir die zuständigen Behörden in Dortmund auf, diese Angebote auszuschließen. Doch sie unterstützen diese grausame Industrie weiterhin, was das Überleben der ohnehin schon angeschlagenen Tierarten zusätzlich gefährdet. Es ist längst überfällig, dass ein Zeichen gegen die Trophäenjagd auf geschützte Tiere gesetzt wird.”

Dr. Jane Goodall DBE, Gründerin des Jane Goodall Institute und UN-Friedensbotschafterin, appelliert ebenfalls an die Verantwortlichen: „Die Tatsache, dass das Jagen von Trophäen seltener und gefährdeter Tierarten immer noch legal ist, ist absolut schockierend! Bitte stoppen Sie den Verkauf organisierter Trophäenjagdreisen im Rahmen der ‚Jagd&Hund‘-Messe in Dortmund. Unterstützen Sie damit den Tier- und Artenschutz!“

Das Wildlife Animal Protection Forum South Africa – ein Zusammenschluss von Nichtregierungsorganisationen in Südafrika, einem wichtigen Verbreitungsgebiet vieler bejagter Arten – sprach sich ebenfalls gegen die Jagdmesse aus und schrieb einen offenen Brief an den Dortmunder Oberbürgermeister. Der Brief wurde von mehr als 90 unterstützenden Organisationen vor allem aus Südafrika unterzeichnet, darunter Mitglieder des Forums und des Pro Elephant Network, und wurde von weltbekannten Wildtierschützer*innen, Tierärzt*innen, internationalen Würdenträger*innen, Politiker*innen und Umweltanwält*innen befürwortet.

Die Trophäenjagd ist ein grausamer Zeitvertreib wohlhabender Eliten mit tödlichen Folgen für die Tiere und weitreichenden biologischen und ökologischen Schäden. Dennoch werden in Afrika jedes Jahr mehr als 120.000 Tiere von Großwildjäger*innen getötet. Die EU ist nach den Vereinigten Staaten der zweitgrößte Importeur von Jagdtrophäen international geschützter Arten.  Deutschland ist mit Abstand der größte Importeur innerhalb der EU.

HSI/Europe ist besonders besorgt über die Bewerbungen der Trophäenjagdindustrie für brutale Tötungsmethoden auf der „Jagd&Hund”-Messe. Es wurden dort bereits mehrere Trophäenjagdreiseangebote identifiziert, die für Jagdmethoden wie die Bogenjagd werben, die in Deutschland wegen ihrer besonders grauenvollen Praxis verboten sind. Es scheint auch, dass viele Anbieter bereits gegen die Ausstellungsbestimmungen der Messe verstoßen haben, in denen eindeutig festgelegt ist, dass die Vermarktung von “Abschussmöglichkeiten” für gezüchtete Tiere sowie für Tiere, die in geschlossenen Gebieten gehalten werden – so genannte Gatterjagd – verboten ist. Es wurden jedoch Anbieter ausfindig gemacht, die im Vorfeld der Messe Gatterjagdreisen anboten.

Die Trophäenjagd untergräbt die internationalen Bemühungen zum Schutz gefährdeter Arten, treibt die weltweite Nachfrage nach Tierteilen und -produkten an und entlarvt die angebliche Ethik der Sportjagd, die als nachhaltige Nutzung” angepriesen wird, als falsch wie in einem Schreiben der IUCN Ethics Specialist Group an die deutsche Regierung hervorgehoben wird, in dem ein Ende der Einfuhr von Jagdtrophäen regulierter Arten nach Deutschland gefordert wird. Bürgermeister Westphal hat im Wahlkampf 2020 versprochen, im Falle seiner Amtsübernahme eine Ethikkommission einzurichten, die das Thema Trophäenjagd und die entsprechende Vermarktung auf der Messe objektiv untersuchen soll. Bis heute ist diese Ethikkommission nicht eingesetzt worden.

Trophäenjagd auf der Messe trotz überwältigenden öffentlichen Widerstands erlaubt:

Trotz des überwältigenden öffentlichen Widerstands gegen die Trophäenjagd – auch von der großen Mehrheit der Befragten in Deutschland werden Trophäenjagdangebote auf geschützte Arten nach wie vor auf der Messe angeboten. Die Stadtverwaltung und die Messebetreiber in Dortmund lassen die Tötung der geschützten Tiere für Trophäen weiterhin zu. Meinungsumfragen zeigen, dass die große Mehrheit der EU-Bürger*innen (über 80 %) die Trophäenjagd ablehnt und die Einfuhr von Trophäen beenden möchte. In Südafrika, einem der beliebtesten Reiseziele für deutsche Jagdtouristen, lehnen 68 % der Befragten, unabhängig des sozialen Hintergrunds, die Trophäenjagd ab.

Viele Regierungen und Branchenführer haben bereits Maßnahmen ergriffen, um ihre Beteiligung an der Trophäenjagd zu beenden. Einige der weltweit größten Reiseanbieter, darunter Booking.com, TripAdvisor und die Expedia Group, haben die südafrikanische Regierung aufgefordert, die Trophäenjagd zu beenden und sich auf eine wildtierfreundliche Zukunft zu konzentrieren. Auch mehr als 170 Nichtregierungsorganisationen aus aller Welt fordern ein Ende der Trophäenjagd, und das Europäische Parlament hat sich kürzlich für ein EU-weites Verbot der Einfuhr von Jagdtrophäen ausgesprochen. Die Niederlande, Finnland und Frankreich verbieten bereits die Einfuhr von Jagdtrophäen bestimmter Arten. Auch das Vereinigte Königreich, Belgien, Italien, Spanien und Polen diskutieren darüber. Darüber hinaus ist Deutschland zum Jahreswechsel aus dem Internationalen Jagdrat CIC ausgetreten. Die Betreiber der Westfallenhallen sollten zur Kenntnis nehmen, dass in Italien die IEG Italian Exhibition Group SpA kürzlich die größte Jagdmesse des Landes abgesagt hat, weil sie mit den ökologischen Werten des Unternehmens nicht vereinbar ist.

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Pressekontakt: Eva-Maria Heinen, Communications & PR Managerin presse@hsi-europe.org Tel.: +49 (0) 160 94491788

 

Fordere Deutschland dazu auf, den Import von Jagdtrophäen zu stoppen.

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