Restaurant und Schlachthof für Hundefleisch in Vietnam schließt nach 20 Jahren; der Besitzer nimmt am „Models for Change“-Programm teil, um Hundefleischhandel zu beenden

Der Inhaber Herr Cuong wird mit Unterstützung der Humane Society International ein Geschäft für Gaszylinder eröffnen

Humane Society International


Nhan Tran/AP Images for HSI

DONG NAI, Viet Nam/Berlin—Ein Hundefleisch-Betrieb, eine Kombination aus Restaurant und Schlachthof, im Landkreis Trang Bom in der Provinz Dong Nai in Vietnam hat nach 20 Jahren seine Türen geschlossen. Dies geschah im Rahmen des „Models for Change“-Programms der Tierschutzorganisation Humane Society International (HSI). Das Programm gibt es in Vietnam seit 2022. Es unterstützt Menschen auf dem Weg in eine neue Existenzgründung, die nicht auf dem grausamen und gefährlichen Hunde- und Katzenfleischhandel basiert. Damit setzen die Menschen ein Zeichen gegen Tierquälerei und tragen dazu dabei, die Übertragung von Tollwut zu bekämpfen. Dieser Wechsel erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Amt für Viehzucht, Tiergesundheit und Fischerei der Provinz Dong Nai. Der 40-jährige Inhaber des besagten Hundefleisch-Betriebs, Herr Dao Van Cuong, plant nun, Farben und später auch Haushaltsgaszylinder für die örtlichen Bewohner*innen zu verkaufen—mit einer einmaligen Startförderung von HSI.

In der Provinz Dong Nai, die im Süden von Vietnam liegt und an Ho-Chi-Minh-Stadt grenzt, gibt es rund 500 Restaurants, die sowohl Hunde- als auch Katzenfleisch servieren. Die Provinz ist außerdem eine wichtige Transportroute für Hunde, die für die Schlachtung im Norden des Landes bestimmt sind. Auf Anfrage von lokalen Stadtbeamt*innen hat HSI hier mit der Arbeit gestartet. Bis heute unterstützt die Tierschutzorganisation lokale Projekte. So klärt HSI zum Beispiel Kinder über die Gefahr von Tollwut auf, schult Tierärzt*innen in Kastrations- und Sterilisationstechniken und führt Workshops zur Tollwutprävention in ganz Dong Nai durch.

Phuong Tham, Landesdirektorin von Humane Society International in Vietnam, erklärt: „Wir sind stolz darauf, der Regierung bei ihrem Ziel zu helfen, bis 2030 keine Todesfälle durch menschliche Tollwut aufgrund von Hundebissen zu verzeichnen. Dies beinhaltet auch die Bekämpfung des Hundefleischhandels. Vietnam kann nicht hoffen, Tollwut zu eliminieren und dieses Ziel für 2030 zu erreichen, ohne diesen Handel zu beenden. Wir hoffen, dass unser „Models for Change“-Programm ein wichtiger Bestandteil der Strategie hierzulande wird, um für Menschen wie Herrn Cuong, die vom Handel abhängig sind, wirtschaftlich tragfähige Alternativen zu schaffen. Das Programm soll eine praktische Ergänzung zu legislativen und regulatorischen Reformen darstellen.“

Mehr als zwei Jahrzehnte war der Hundefleisch-Betrieb von Herrn Cuong aktiv und erhielt Lieferungen von Tausenden Hunden aus dem ganzen Land, die für den menschlichen Verzehr getötet wurden. In der Provinz ist es üblich, dass noch lebende Hunde in engen Käfigen und nach stundenlangen Anfahrten aus der benachbarten Mekong-Delta-Provinz zu Restaurants wie diesem geliefert werden. Viele Hunde kommen auch von lokalen Händler*innen, die die Hunde auf Motorrädern von Anwohner*innen einsammeln. Diese verkaufen ihre Haustiere oder züchten Welpen für den Fleischhandel. Herr Cuong übernahm das Geschäft vor neun Jahren. Die Schuldgefühle und der Stress, den das Töten von Hunden bei ihm auslöste, haben ihn letztlich überzeugt, den Hundefleischhandel hinter sich zu lassen und auf ein alternatives Geschäftsmodell umzuschwenken.

Herr Cuong sagt dazu: „Neun Jahre lang habe ich Hunde und Hühner getötet, sie zerkleinert und meinen Kund*innen serviert. Das Geld ist okay, aber diese Arbeit macht mich überhaupt nicht glücklich. Ich möchte diese Tiere nicht mehr töten, es fühlt sich schlecht an. Farben und Gaszylinder an die örtlichen Bewohner*innen zu verkaufen, wird eine viel friedlichere Aufgabe sein. Ich freue mich auf meine neue Arbeit, bei der ich ein gutes Gewissen habe und nicht mehr mit dem Schlachten von Hunden zu tun habe. Ohne die Unterstützung des „Models for Change“-Programms von HSI und der Behörden in Dong Nai wäre dieser Schritt nicht möglich gewesen, daher bin ich für ihre Hilfe sehr dankbar.“

Am letzten Tag des Geschäftsbetriebs konnte HSI 16 Hunde retten, die immer noch in Käfigen im hinteren Teil des Restaurants eingesperrt waren. HSI brachte sie in eine temporäre Einrichtung, wo sie nun medizinisch versorgt—einschließlich Kastration und Impfungen gegen Tollwut und Staupe—und auf eine mögliche Adoption vorbereitet werden. Viele der Hunde haben verfilztes Fell, Hautkrankheiten und infizierte Augen.

Tham von HSI in Vietnam sagt: „Diese Hunde waren sehr verängstigt, als wir sie gerettet haben. Sie mussten so viel Leid ertragen und wären beinahe für den Hundefleischhandel gestorben. Zum Glück konnten wir sie rechtzeitig befreien. Für diese Hunde beginnt nun ein neues Leben und in diesem Betrieb wird nie wieder ein Hund leiden oder sterben. Trotzdem gibt es in Vietnam noch Millionen andere Hunde, die Teil des Hundefleischhandels sind, sowie Millionen Bürger*innen, deren Gesundheit durch die Ausbreitung von Tollwut und anderen Krankheiten gefährdet ist. Deshalb kämpfen wir unermüdlich weiter, um diesen grausamen und gefährlichen Handel zu beenden.“

Nach der Rettung hat das HSI-Team in Vietnam zu einem Roundtable-Gespräch mit Beamt*innen des Veterinäramts aus den Provinzen Dong Nai und Thai Nguyen geladen. In diesem Gespräch entschieden die Teilnehmer*innen eine Direktive an den jeweiligen Provinzrat zu richten, um die strikte Durchsetzung von Gesetzen und Vorschriften zu Tollwut sowie zum Transport und der Schlachtung von Tieren über Provinzen hinweg zu gewährleisten. Dies würde folglich den Hunde- und Katzenfleischhandel erschweren.

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben in Vietnam jedes Jahr mehr als 70 Menschen an Tollwut, wobei fast alle Fälle durch Hundebisse verursacht werden. Das umfasst ebenfalls bestätigte Fälle des Nationalen Instituts für Hygiene und Epidemiologie, bei denen sich Menschen beim Töten, Schlachten oder Verzehr von Hunden infiziert haben. Internationale Organisationen wie die WHO, die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), die Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) und die Vereinigung der Südostasiatischen Nationen (ASEAN) haben sich das Ziel gesetzt, Tollwut, die durch Hunde übertragen wird, bis 2030 zu eliminieren. Der Fokus auf Vietnam und den Kampf gegen den Hundefleischhandel vor Ort ist entscheidend, um dieses Ziel zu erreichen.

Herr Nguyen Truong Giang, Direktor des Amtes für Existenzsicherung und Tiergesundheit in der Provinz Dong Nai, sagt: „Um Tollwut zu bekämpfen, müssen wir jede potenzielle Art von Übertragung dieses Virus ansprechen. Es ist keine Frage, dass der Hundefleischhandel dazu beiträgt. Wir sind froh, dass wir unseren Bürger*innen mit dem „Models for Change“-Programm von HSI eine Möglichkeit bieten, aus dem Hunde- und Katzenfleischhandel auszusteigen und eine bessere und sichere Lebensgrundlage für sich und ihre Mitmenschen zu schaffen.“

Fakten zum Hundefleischhandel:

  • Für den Hundefleischhandel in Vietnam werden Straßenhunde eingefangen oder Haustiere aus Häusern gestohlen. Händler*innen verwenden dabei oft Giftköder, z.B. Fleischbällchen mit Zyanid, oder fangen die Hunde mit schmerzhaften Elektroschockpistolen und Zangen.
  • Händler*innen gehen außerdem von Dorf zu Dorf, um Hunde aus ländlichen Gemeinden zu kaufen, die gelegentlich „überschüssige“ Hunde für zusätzliches Einkommen verkaufen.
  • Die Hunde werden in kleine Käfige gepackt und stunden- oder sogar tagelang ohne Nahrung und Wasser transportiert. Viele Hunde erliegen auf der Reise ihren Verletzungen, verdursten, ersticken oder sterben aufgrund starker Erschöpfung oder an einem Hitzschlag, bevor sie das endgültige Ziel (ein Schlachthaus, einen Markt oder ein Restaurant) überhaupt erreichen.
  • Der Verkauf und Konsum von Hundefleisch ist in Vietnam nicht illegal. Der unregulierte Transport von Hunden über Provinzen hinweg ist allerdings seit 2009 illegal und auch der Diebstahl von Haustieren wurde 2016 zu einer strafbaren Handlung. Obwohl mehrere Städte, darunter Hanoi und Hoi An, sich dazu verpflichtet haben, den Handel zu beenden, wird das Gesetz selten durchgesetzt. Stattdessen werden Hunderte von Hunde weiterhin gleichzeitig und ersichtlich auf Lastwagen auf den nationalen Autobahnen transportiert.
  • Die meisten Menschen in Vietnam essen kein Hundefleisch. Laut einer Meinungsumfrage von Nielsen im August/September 2023, die von HSI in Auftrag gegeben wurde, hat etwa ein Viertel der Bevölkerung (24 %) im letzten Jahr Hundefleisch (thịt chó) konsumiert. 64 % bzw. 68 % der Befragten stimmten jeweils für ein Verbot des Hundefleischkonsums und -handels. Einige Befragten glauben trotz fehlender wissenschaftlicher Belege, dass Hundefleisch gesundheitliche Vorteile hat und die männliche Potenz steigern kann.

Das „Models for Change“-Programm von HSI wurde 2022 in Vietnam eingeführt, nachdem es seit 2015 erfolgreich in Südkorea läuft. In Südkorea konnte HSI dadurch 18 Hundefleischfarmen schließen und mehr als 2.500 Hunde retten. Zudem wurde den Besitzer*innen der Hundefleisch-Betrieben geholfen, auf nachhaltigere Geschäftsmodelle wie den Anbau von Chili oder Wasserkresse umzusteigen.

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