BRÜSSEL—In einem bedeutenden Triumph für den Schutz von Wildtieren und den Tierschutz hat das belgische Parlament gestern Abend eine bahnbrechende Entscheidung getroffen, indem es einstimmig für den Gesetzentwurf der Ministerin für Klima, Umwelt, nachhaltige Entwicklung und Green Deal, Zakia Khattabi, stimmte, der die Einfuhr von Jagdtrophäen gefährdeter Arten in das Land verbietet. Dieser historische Schritt, der fast zwei Jahre nach der ersten Forderung des Parlaments nach einem solchen Verbot erfolgte, wird dazu beitragen, Tierarten wie Löwen und Nashörner zu schützen.
Das Votum, das in der belgischen Abgeordnetenkammer einstimmig angenommen wurde, spiegelt die Meinung der großen Mehrheit der Belgier*innen wider, die sich zu 91 % gegen die Trophäenjagd aussprechen und zu 88 %, ein Verbot der Einfuhr jeglicher Jagdtrophäen befürworten, wie eine Ipsos-Umfrage aus dem Jahr 2020 im Auftrag von Humane Society International/Europe ergab.
Bisher konnten Trophäen von gefährdeten Arten wie Flusspferden, Geparden und Eisbären legal nach Belgien importiert werden. Mit dem neuen Gesetz wird die Einfuhr von Jagdtrophäen vieler Arten gestoppt, die derzeit durch den Handel bedroht werden könnten, wenn dieser nicht eingeschränkt wird. Alle Arten, die in Anhang A der europäischen Verordnung 338/97 über den Schutz von Exemplaren wildlebender Tier- und Pflanzenarten aufgeführt sind, wie Jaguare, Geparden, Leoparden, einige Braunbär-Arte, Bergzebras,und Schimpansen werden durch das neue Gesetz geschützt, ebenso wie bestimmte Arten in Anhang B derselben Verordnung, darunter Afrikanische Löwen, das Südliches Breitmaulnashorn, Flusspferde und Argalischafe, die auch in Anhang XIII der Verordnung (EG) Nr. 865/2006 zur Regelung des Handels mit geschützten wildlebenden Pflanzen und Tieren aufgeführt sind. Das neue Gesetz geht über die Resolution des Parlaments aus dem Jahr 2022 hinaus, indem es den Schutz auf mehr Arten des Anhangs B als die ursprünglich sechs in der Entschließung genannten ausweitet.
Der Abgeordnete Kris Verduyckt (Vooruit, Flämische Sozialisten), der den Gesetzesvorschlag zum Verbot der Einfuhr von Jagdtrophäen initiiert hat, sagte: „Unser Land verbietet endlich den Import von Jagdtrophäen bedrohter Tiere. Der Schutz dieser Arten ist mit der Einfuhr von Jagdtrophäen unvereinbar. Ich freue mich, dass mein Gesetzesvorschlag nun in unserer Gesetzgebung verankert ist, und ich hoffe, dass viele andere Länder diesem Beispiel folgen werden.”
Zakia Khattabi, Ministerin für Klima, Umwelt, nachhaltige Entwicklung und Green Deal, sagte: „Mit der Zustimmung zu meinem Gesetzesvorhaben an diesem Donnerstag in der Vollversammlung schafft das Parlament eine rechtliche Grundlage für die einstimmig am 24. März 2022 verabschiedete Resolution. Es ist dringend und notwendig, diese bedrohten und gefährdeten Arten zu schützen!”
Humane Society International/Europe, die sich seit Jahren für dieses Anliegen einsetzt und eng mit den belgischen Abgeordneten zusammengearbeitet hat, um parlamentarische Unterstützung zu erhalten, begrüßt die Verabschiedung dieses wichtigen Gesetzes, das einen komplizierten Gesetzgebungsprozess zu einem erfolgreichen Abschluss bringt. Die Tierschutzorganisation hat über zwei Jahre lang mit den Abgeordneten zusammengearbeitet, um ein Importverbot durchzusetzen. Das Ergebnis war zunächst ein einstimmig unterstützter parlamentarischer Entschluss im Jahr 2022, der im Juli 2023 vom Ministerrat der föderalen Regierung Belgiens als Gesetzesvorschlag angenommen wurde.
„Das belgische Parlament hat heute Geschichte für den Tierschutz geschrieben und zeigt damit sein konstantes Engagement und seine moralischen Grundsätze gegen das sinnlose Töten von geschützten Wildtieren”, sagte Ruud Tombrock, Exekutivdirektor von HSI/Europe. „Mit dieser Entscheidung positioniert sich Belgien als Vorreiter beim Schutz der biologischen Vielfalt und gefährdeter Arten. Wir sind davon überzeugt, dass auch andere europäische Länder bereit sind, diesem Beispiel zu folgen und eine klare Haltung gegen die Trophäenjagd einzunehmen, indem sie die Einfuhr solcher “Souvenirs” verbieten. Die Zeit ist reif für ein EU-weites Verbot der Einfuhr von Jagdtrophäen gefährdeter und geschützter Arten, das die Meinung der Bürgerinnen und Bürger in allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union widerspiegelt, die sich gemeinsam für einen nachhaltigen Umgang mit Tieren und der biologischen Vielfalt einsetzen und eine Fragmentierung des EU-Binnenmarktes verhindern wollen.”
Das Verbot in Belgien sendet ein positives Signal zur Unterstützung der Verabschiedung eines ähnlichen Verbots im benachbarten Frankreich, wo ein parteiübergreifender Gesetzesentwurf für ein Importverbot von Jagdtrophäen geschützter Arten derzeit im Parlament diskutiert wird. Dieses Verbot wurde von der Umweltabgeordneten Sandra Regol mit Unterstützung der Renaissance-Abgeordneten Corinne Vignon, Vorsitzende der Studiengruppe für den Zustand und das Wohlergehen von Tieren, vorgeschlagen.
Vor ihrer Umsetzung müssen die verabschiedeten belgischen Rechtsvorschriften noch die königliche Genehmigung erhalten und verkündet werden. Der Text wird dann im Belgischen Staatsblatt veröffentlicht und tritt an dem im Text angegebenen Tag oder, falls dieser nicht angegeben ist, 10 Tage nach der Veröffentlichung in Kraft.
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Hintergrund:
- Die Trophäenjagd auf geschützte Arten stellt eine ernsthafte Bedrohung für den Naturschutz und das weltweite Naturerbe dar. Trophäenjäger*innen töten mit Vorliebe die größten und beeindruckendsten Tiere, deren Verlust zu einem fortlaufenden Rückgang der Populationen führen kann. Viele der gejagten Arten, wie z. B. afrikanische Elefanten, Nashörner und Leoparden, sind bedroht und spielen eine entscheidende Rolle bei der Erhaltung gesunder Ökosysteme und der biologischen Vielfalt.
- Einem HSI/EU-Bericht zufolge ist die EU nach den Vereinigten Staaten der zweitgrößte Importeur von Jagdtrophäen, wobei im Zeitraum zwischen 2014 und 2018 durchschnittlich 3000 Trophäen eingeführt wurden. Die EU war auch der größte Importeur von Trophäen des Geparden mit 297, die zwischen 2014 und 2018 in die EU eingeführt wurden. Die fünf wichtigsten Arten, die als Trophäen in die EU eingeführt wurden, sind: Hartmann-Bergzebra (3.119), Chacma-Pavian (1.751), Amerikanischer Schwarzbär (1.415), Braunbär (1.056) und der Afrikanische Elefant (952).
- Belgien ist der 13. größte Jagdtrophäenimporteur von international geschützten Arten in Europa.
- Im Mai 2016 haben die Niederlande ein Verbot der Einfuhr von Jagdtrophäen für mehr als 200 Arten erlassen, die in Anhang A der europäischen Verordnung 338/97 über den Schutz von Exemplaren wildlebender Tier- und Pflanzenarten durch Überwachung des Handels und von vom Aussterben bedrohter Arten aufgeführt sind. Das Einfuhrverbot gilt auch für die folgenden Anhang-B-Arten: Breitmaulnashorn, Flusspferd, Mufflon (Wildschaf aus dem Kaukasus), Löwe und Eisbär. Insgesamt sind 200 Tierarten von dem Verbot der Einfuhrlizenzen betroffen.
- Frankreich hat 2015 ein Verbot für die Einfuhr von Trophäen aus der Löwenjagd erlassen. Ein Gesetzesvorschlag, der auf “die Beendigung der Ausstellung von Einfuhrgenehmigungen für Trophäenjagd von bestimmten gefährdeten Arten” abzielt, wurde im Jahr 2023 eingereicht. Am 24.01.2024 stimmte der Ausschuss für nachhaltige Entwicklung in der französischen Nationalversammlung für den Gesetzentwurf.
- Der Import von Jagdtrophäen nach Finnland wurde im Juni 2023 eingeschränkt. Das neue Naturschutzgesetz enthält eine Bestimmung, die die Einfuhr von einzelnen Tieren oder Teilen der weltweit am stärksten bedrohten Arten, die vom internationalen Handel bedroht sind, als Trophäen aus Ländern außerhalb der EU verbietet.
- In Deutschland kündigte Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) an, die Einfuhr von Jagdtrophäen geschützter Tierarten einschränken zu wollen. Deutschland hat seine Mitgliedschaft im Internationalen Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (International Council for Game and Wildlife Conservation), einer Lobby für die Trophäenjagd, im Jahr 2022 gekündigt.
- In Italien wurde 2022 ein Gesetzentwurf vorgelegt, der die Einfuhr, Ausfuhr und Wiederausfuhr von Jagdtrophäen von Tieren, die durch das CITES-Übereinkommen (Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten) geschützt sind, nach und aus Italien verbieten sollte. Nach dem Sturz der Regierung und den Wahlen im Jahr 2022 wurde derselbe Gesetzentwurf erneut im Parlament eingebracht.
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