Belgien will die die Einfuhr von Jagdtrophäen zum Schutz von Wildtieren verbieten

Humane Society International / Europa


Acceptphoto/Alamy

BRÜSSEL/BERLIN—Der Ministerrat der belgischen Regierung hat heute dem Vorschlag des Kabinetts der Ministerin für Klima, Umwelt, nachhaltige Entwicklung und Green Deal, Zakia Khattabi, zugestimmt, die Einfuhr von Jagdtrophäen von Wildtieren zu verbieten.

Der vorläufige Gesetzentwurf der Ministerin folgt auf das einstimmige Votum des föderalen Parlaments des Königreichs Belgien, das im März 2022 eine Resolution verabschiedete, in der die Regierung aufgefordert wird, die Erteilung von Einfuhrgenehmigungen für Trophäen für eine Vielzahl von bedrohten und gefährdeten Tierarten  zu stoppen. Diese Resolution schützt Arten wie das Flusspferd, das südliche Breitmaulnashorn, den afrikanischen Savannenelefanten, den Löwen, den Eisbären und das Argalischaf, die für die Jagd und die Trophäenjagdindustrie getötet werden. Der Geltungsbereich der Resolution erstreckt sich auch auf alle Arten, die in Anhang A und bestimmte Arten in Anhang B der europäischen Verordnung 338/97 über den Schutz von Exemplaren wildlebender Tier- und Pflanzenarten aufgeführt sind.

Der Parlamentsabgeordnete Kris Verduyckt (Vooruit, Flämische Sozialisten), Initiator des Gesetzesvorschlags zum Verbot der Einfuhr von Jagdtrophäen im Jahr 2020 und Verfasser der oben genannten Resolution, sagte:

“Ich bin froh, dass sich die harte Arbeit auszahlt. Ministerin Khattabi setzt meinen Vorschlag jetzt vollständig in einen Gesetzentwurf um und der gesamte Ministerrat stimmt ihm zu. Es ist an der Zeit, dass wir wirklich anfangen, gefährdete Arten zu schützen. Trophäenjäger*innen töten am liebsten die größten und stärksten Tiere, deren Verlust zur Störung und zum Rückgang der Tierpopulationen beiträgt.”

Das europäische Büro der Tierschutzorganisation Humane Society International, die sich seit langem gegen die Einfuhr von Trophäen bedrohter Tierarten einsetzt, lobte die Entscheidung der Regierung. Ruud Tombrock, Exekutivdirektor von HSI/Europe, sagte:

“Wir begrüßen die Tatsache, dass die einstimmige Entschließung des Parlaments in eine gesetzliche Maßnahme umgesetzt wurde, und freuen uns darauf, die Details der Gesetzgebung zu studieren, sobald sie veröffentlicht ist. Belgien ist Vorreiter für andere Länder in Europa, die den Forderungen ihrer Bürgerinnen und Bürger, die Einfuhr von Jagdtrophäen zu verbieten, noch nicht nachgekommen sind. Der nächste Schritt muss ein EU-weites Verbot der Einfuhr von Jagdtrophäen gefährdeter und geschützter Arten sein, das die Meinung der Bürgerinnen und Bürger in allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union widerspiegelt.”

In den letzten 16 Monaten hat HSI/Europe mit Abgeordneten zusammengearbeitet, um sicherzustellen, dass die einstimmige Entschließung des Parlaments in ein Gesetz umgesetzt wird, und die heutige Genehmigung ist der Höhepunkt dieser Bemühungen. Abgeordnete verschiedener politischer Parteien haben den Druck auf Umweltministerin Khattabi aufrechterhalten. Aus einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage des Abgeordneten Jan Briers (CD&V, flämische Christdemokraten) ging hervor, dass das Ministerium erst seit Mitte März 2023 keine Genehmigungen mehr für die Einfuhr von Tiertrophäen erteilt – eine Verzögerung, die viele Abgeordnete empört hat.

Diese bahnbrechende Entscheidung der belgischen Regierung spiegelt die starke Meinung der belgischen Bevölkerung wider. Eine von HSI/Europe in Auftrag gegebene Umfrage von Ipsos aus dem Jahr 2020 ergab, dass 91 % der Bürgerinnen und Bürger Belgiens die Trophäenjagd ablehnen und 88 % ein Verbot der Einfuhr von Jagdtrophäen jeglicher Art befürworten.

Heute hat sich Belgien dem dringenden europäischen Aufruf zum Handeln gegen die Trophäenjagd angeschlossen und reiht sich damit in die Reihe von Ländern wie den Niederlanden, Frankreich und Finnland ein, die jeweils in unterschiedlichem Maße Verbote und Beschränkungen für die Einfuhr von Jagdtrophäen eingeführt haben. Der Kampf gegen die Trophäenjagd nimmt auf dem ganzen Kontinent an Fahrt auf. Auch in Großbritannien, Deutschland, Italien und Polen wird bereits aktiv über Verbote diskutiert, die allerdings unterschiedlich weit fortgeschritten sind.

Belgien schließt sich mehreren anderen EU-Ländern an, die ein Verbot der Trophäenjagd erlassen haben:

  • Die Niederlande haben im Mai 2016 ein Trophäenjagdverbot für mehr als 200 Arten eingeführt, basierend auf Anhang A der europäischen Verordnung 338/97 zum Schutz wild lebender Tier- und Pflanzenarten durch Regulierung des Handels mit ihnen und mit Arten, die vom Aussterben bedroht sind. Ein Einfuhrverbot gilt auch für die folgenden Anhang-B-Arten: Breitmaulnashorn, Flusspferd, Afrikanischer Elefant, Mufflon (Wildschaf aus dem Kaukasus), Löwe und Eisbär. Insgesamt sind 200 Tierarten von dem Verbot der Einfuhrlizenzen betroffen.
  • Frankreich hat 2015 ein Verbot der Einfuhr von Löwentrophäen erlassen. Im Jahr 2023 wurde ein Gesetzesentwurf zur Registrierung vorgelegt, der darauf abzielt, „die Ausstellung von Einfuhrgenehmigungen für Jagdtrophäen bestimmter gefährdeter Arten zu stoppen”.
  • Die Einfuhr von Jagdtrophäen nach Finnland ist seit Juni 2023 eingeschränkt. Das neue Naturschutzgesetz enthält eine Klausel, die die Einfuhr von einzelnen Tieren oder deren Teilen der weltweit am stärksten gefährdeten Arten verbietet, die als Trophäen aus Ländern außerhalb der EU vom internationalen Handel bedroht sind.

Auch in anderen europäischen Ländern wird ein Verbot diskutiert:

  • Im Vereinigten Königreich haben die britischen Gesetzgeber*innen im März 2023 ein Verbot der Einfuhr von Jagdtrophäen für 6.000 bedrohte Tierarten beschlossen, das damit zu den strengsten der Welt gehört. Die Gesetzgebung wird nun im Oberhaus diskutiert.
  • In Deutschland kündigte Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) im April 2022 an, die Einfuhr von Jagdtrophäen geschützter Tierarten einschränken zu wollen. Deutschland hat seine Mitgliedschaft im Internationalen Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC) zum Jahr 2023 gekündigt.
  • In Italien wurde 2022 ein Gesetzesentwurf vorgelegt, der die Einfuhr, Ausfuhr und Wiederausfuhr von Jagdtrophäen von Tieren, die durch CITES geschützt sind, nach und aus Italien verbieten soll. Nach dem Sturz der Regierung und den Wahlen wurde derselbe Gesetzesentwurf 2023 erneut im Parlament eingebracht.
  • In Polen wurde ein vom stellvertretenden Vorsitzenden des Sejm, des Unterhauses des Parlaments, eingebrachter Gesetzesentwurf in diesem Monat im Ausschuss diskutiert und soll im August 2023 weiter behandelt werden.

Fakten zur Trophäenjagd:

  • Die Trophäenjagd auf gefährdete Arten stellt eine ernsthafte Bedrohung für die Erhaltungsbemühungen dieser Arten und das Naturerbe der Welt dar. Trophäenjäger*innen töten bevorzugt die größten und stärksten Tiere, deren Verlust zu einem Rückgang der Populationen führt. Die betroffenen Arten wie afrikanische Elefanten, Löwen, Nashörner, Leoparden und andere sind bereits vom Aussterben bedroht und spielen eine entscheidende Rolle bei der Erhaltung gesunder Ökosysteme und der Artenvielfalt. Der Verlust dieser ikonischen Tiere stört nicht nur das empfindliche ökologische Gleichgewicht, sondern untergräbt auch die kulturelle und historische Bedeutung. Viele Arten spielen eine wichtige Rolle in ihren Ökosystemen und ihre Entnahme kann kaskadenartige Auswirkungen auf andere Wildtiere, die Vegetation und die allgemeine Gesundheit des Ökosystems haben.
  • Die EU ist nach den Vereinigten Staaten der zweitgrößte Importeur von Jagdtrophäen, wie ein Bericht von Humane Society International/Europe aus dem Jahr 2021 mit durchschnittlich 3000 importierten Trophäen im Zeitraum zwischen 2014 und 2018 zeigt.
  • Deutschland ist nach den USA weltweit der zweitgrößte Trophäenimporteur von geschützten Wildtieren. Innerhalb der EU ist Deutschland mit Abstand der größte Importeur. Kein Land importierte im Zeitraum 2014-2018 mehr Trophäen des wilden Löwen in die EU. Deutschland führte in diesem Zeitraum auch beim Import von Jagdtrophäen des afrikanischen Elefanten.
  • Die 10 häufigsten Arten, die als Trophäen in die EU eingeführt werden, sind: Hartmann’s Bergzebra (Equus zebra hartmannae) (3.119), Chacma Pavian (1.751), Amerikanischer Schwarzbär (Ursus americanus) (1.415), Braunbär (1. 056), Afrikanischer Elefant (952), Afrikanischer Löwe (Panthera leo) (889), Afrikanischer Leopard (Panthera pardus) (839), Flusspferd (Hippopotamus amphibius) (794), Karakal (Caracal caracal) (480) und Rote Letschwe (Kobus leche) (415).
  • Die EU war der größte Importeur von Geparden-Trophäen (Acinonyx jubatus) mit 297 Trophäen, die während des Untersuchungszeitraums (2014-2018) in die EU eingeführt wurden.
  • Belgien ist der 13. größte Importeur von Jagdtrophäen international geschützter Arten in Europa.
  • Kurz vor der Abstimmung über den Beschluss im vergangenen Jahr übergab Animal Rights Belgium, eine weitere Organisation, die sich gegen die Einfuhr von Jagdtrophäen in Belgien einsetzt, eine Petition mit 37.000 Unterschriften zur Unterstützung des Verbots an die Umweltministerin Zakia Khattabi.

ENDE

Pressekontakt: Eva-Maria Heinen, Communications & PR Managerin Deutschland/Italien: presse@hsi-europe.org; 0160 94491788

Fordere Deutschland dazu auf, den Import von Jagdtrophäen zu stoppen.

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