BRÜSSEL/BERLIN—Der Ständige Ausschuss der Berner Konvention hat heute in Straßburg beschlossen, den Schutzstatus des Wolfes von „streng geschützt“ auf „geschützt“ herabzustufen. Diese Entscheidung stellt einen gefährlichen Rückschritt für die Artenvielfalt dar und schafft einen besorgniserregenden Präzedenzfall für den Schutz von Wildtieren in ganz Europa. Die Humane Society International/Europe (HSI), der International Fund for Animal Welfare (IFAW) und die Eurogroup for Animals warnen, dass dieser politisch motivierte Beschluss die jahrzehntelangen langsamen, aber dennoch stetigen Fortschritte bei der Arterhaltung untergräbt.
„Diese Entscheidung missachtet wissenschaftliche Fakten und öffnet die Tür für politisches Eingreifen in den Artenschutz“, sagte Ilaria Di Silvestre, IFAW-Direktorin für Politik und Lobbyarbeit in Europa. „Der Wolf ist in vielen Teilen Europas immer noch vom Aussterben bedroht – den Schutz abzuschwächen wird nur zu weiteren Konflikten führen und den Artenerhalt gefährden.“
Dr. Joanna Swabe, Senior Director of Public Affairs bei HSI fügt hinzu: „Die Zustimmung der EU, den gesetzlichen Schutz für Wölfe abzuschwächen, ist ein gefährlicher Präzedenzfall für andere europäische Arten wie Bären und Luchse. Alle Entscheidungen, die den Schutzstatus von Wildtierarten betreffen, müssen auf soliden wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. Stattdessen sind die Entscheidungen über Wölfe eindeutig von politischer Zweckmäßigkeit bestimmt und dienen nur dazu, lautstarke Interessengruppen wie Jäger zu beschwichtigen, die lieber zum Gewehr greifen, als eine Koexistenz mit großen Fleischfressern anzustreben“.
Obwohl sich die Wolfbestände in Teilen Europas wieder erholt haben, befinden sich sechs der neun europäischen Wolfspopulationen nach wie vor in einem Status, in dem sie vom Aussterben bedroht oder gefährdet sind. Tierschützer*innen betonen, dass Schutzmaßnahmen unerlässlich sind, damit die Art einen positiven Erhaltungszustand erreicht und behält. Wenn der Beschluss auch im EU-Recht eingeführt wird, ermöglicht der herabgestufte Schutzstatus auch eine größere Flexibilität bei der Jagd auf Wölfe. Erfahrungen und wissenschaftliche Erkenntnisse haben jedoch gezeigt, dass das Töten nicht wirksam ist, um Angriffe auf sogenannte Nutztiere zu verringern. Im Gegensatz dazu sind präventive Maßnahmen, die von vielen Landwirten in der EU bereits umgesetzt werden, wesentlich erfolgreicher.
Léa Badoz, Programmbeauftragte für Wildtiere bei der Eurogroup for Animals, ergänzt: „Der Wolf ist leider der neueste politische Spielball, ein Opfer von Fehlinformationen. Die Herabstufung des Schutzes wird weder die Herausforderungen der Koexistenz lösen noch den Landwirten helfen. Sie basiert auf falschen Vorstellungen und bedroht die Wölfe, während sie Landwirten und lokalen Gemeinschaften, von denen viele die Koexistenz mit dem Wolf befürworten, keine echte Unterstützung bietet. Bewährte Koexistenzmaßnahmen müssen Vorrang haben und die EU sollte mit finanziellen Mitteln helfen.“
Die drei Nichtregierungsorganisationen setzen sich für die Förderung der Koexistenz mit wild lebenden Tieren ein und beobachten alle nachfolgenden Änderungen der EU-Habitat-Richtlinie genau, um sicherzustellen, dass der Schutz der europäischen Arten nicht weiter beeinträchtigt wird.
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Editor’s Note: Survey on attitudes towards large carnivores in rural communities.
Medienkontakt: Susan Wolters: swolters@hsi.org