Größtes Tieropfer der Welt: Humane Society International unterstützt Grenzpolizei bei der Beschlagnahme illegal transportierter Tiere

Beim Gadhimai Fest in Nepal werden Hunderttausende Tiere im Rahmen eines historischen Rituals getötet. Die Tierschutzorganisation ist an wichtigen Kontrollpunkten der indisch-nepalesischen Grenzstädte stationiert, um Tiere zu retten. Das Fest beginnt am frühen Morgen des 8. Dezember (Ortszeit) und geht bis 9. Dezember.

Humane Society International


Shaili Shah/HSI 

BIHAR, India—Im Vorfeld des Gadhimai Fests in Nepal vom 8. bis 9. Dezember, das größte Tieropfer der Welt, fordern die beiden Tierschutzorganisationen Humane Society International/Indien und People For Animals die Menschen vor Ort auf, keine Tiere als Opfergabe mitzubringen. HSI/Indien und PFA haben Teams entsandt, um die Grenzpolizei bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Das Ziel ist es, den illegalen Transport von Tieren über die indisch-nepalesische Grenze zu unterbinden. Die Tierschutzorganisationen werden sich dafür einsetzen, dass beschlagnahmte Tiere im Einklang mit dem indischen Recht in Sicherheit gebracht werden.

Das Gadhimai Festi findet alle fünf Jahre im Dorf Bariyarpur im Distrikt Bara in Nepal statt. Dabei werden Hunderttausende Tiere, darunter Büffel, Ziegen, Tauben und andere, im Rahmen eines historischen Rituals geköpft, um die Göttin Gadhimai zu besänftigen.

Arkaprava Bhar, Senior Manager für den Ausbau von Kampagnenkapazitäten bei HSI/Indien, der die Rettungsaktion vor Ort an der Grenze leitet, sagt: „Zusammen mit unseren Kolleg*innen von PFA sind wir an den Grenzkontrollpunkten und unterstützen die Behörden. Wir wollen sicherstellen, dass jedes Tier, das als Opfergabe gebracht wird, geschützt ist. Bei unserer Mission geht es nicht nur darum, illegale Tiertransporte zu stoppen, sondern auch für mehr Mitgefühl in unseren Traditionen zu kämpfen. Unter der Leitung der Grenztruppen führen wir Fahrzeugkontrollen durch, um sicherzustellen, dass keine Tiere eingeschmuggelt werden. In den vergangenen Tagen haben wir bereits einige Lastwagen und Fahrzeuge gestoppt, die Büffel und Ziegen transportiert haben. Die Tiere waren alle für das Gadhimai Fest gedacht, auf dem sie ohne unser Eingreifen geköpft worden wären. Ihnen bleibt diese schreckliche Tortur zum Glück erspart. Unser Ziel ist es, so viele Lebewesen wie möglich zu retten und deutlich zu machen, dass es keine Tieropfer mehr geben sollte.“

Im Vorfeld führten die Teams auch schon wichtige Aufklärungsarbeit durch und verteilten in 12 Dörfern nahe der indisch-nepalesischen Grenze rund 3.500 Flugblätter. Diese forderten die Menschen vor Ort auf, ihre Tiere nicht zu opfern.

HSI/Indien und PFA arbeiten seit 2014 daran, das Gadhimai Tieropfer zu beenden. Dank des unermüdlichen Engagements sind die grausamen Tieropfer von schätzungsweise mehr als 500.000 getöteten Tieren im Jahr 2009 auf etwa 250.000 Tiere in den Jahren 2014 und 2019 zurückgegangen, darunter schätzungsweise 3.500 Büffel.

Sylvie Kremerskothen Gleason, Landesdirektorin von HSI/Europe in Deutschland, sagt: „Das Gadhimai Fest ist eine grausame Tradition, die in der heutigen Zeit absolut keinen Platz mehr hat. Unser Team vor Ort leistet großartige Arbeit und konnte dadurch bereits die Zahl der ermordeten Tiere reduzieren. Aber wir sind noch nicht am Ziel. Auch wir als HSI/Europe in Deutschland fordern die nepalesischen Behörden auf, endlich, wie bereits durch Gerichte vor Ort angeordnet, durchzugreifen und diese Grausamkeit zu beenden.“

Im Jahr 2014 hat der Oberste Gerichtshof in Indien eine wichtige Entscheidung getroffen, um diese Praxis einzudämmen. Das Gericht wies die indische Regierung an, den illegalen Transport von Tieren über die Grenze nach Nepal zur Opferung für Gadhimai zu verhindern. Außerdem forderte das Gericht verschiedene Tierschutzorganisationen –  darunter HSI/Indien, PFA auf, einen Maßnahmenplan auszuarbeiten, um sicherzustellen, dass die Anordnungen auch tatsächlich durchgesetzt werden. HSI/Indien hat seitdem die Maßnahmen umgesetzt. Im September 2019 ordnete der Oberste Gerichtshof von Nepal ein Ende des Tieropfers an und forderte die Behörden auf, einen Plan zu erstellen, um diese Praxis landesweit abzuschaffen. Diese Anweisung wurde bis heute weitgehend ignoriert.

Hintergrundwissen:

  • Das Gadhimai Fest ist eine einmonatige Feier oder „Mela“. Den „Höhepunkt“ stellt die rituelle Schlachtung von Hunderttausenden Tieren dar.
  • Wasserbüffel, Ziegen, Hühner, Schweine, Enten und Ratten werden mit stumpfen Metallschwertern in einer Art Mordrausch enthauptet, angefeuert durch überschwänglichen Alkoholkonsum.
  • Die meisten Tiere kommen über die offene Grenze von Indien nach Nepal und das illegal, ohne Ausfuhrgenehmigung.
  • Tieropfer stellen ein hohes Risiko für die öffentliche Gesundheit dar, das durch die unhygienischen Bedingungen auf dem Festgelände noch verschlimmert wird. Da es keine Toiletten für Millionen Pilger*innen gibt, ist die Luft mit dem Gestank von Fäkalien, Blut und Tod erfüllt.
  • Die Ursprünge des Gadhimai Fests liegen etwa 265 Jahre zurück. Der Gründer des Gadhimai Tempels, Bhagwan Chowdhary, hatte einen Traum, in dem die Göttin Gadhimai Blut verlangte, um ihn aus dem Gefängnis zu befreien, ihn vor dem Bösen zu schützen und ihn mit Wohlstand und Macht zu beschenken. Die Göttin verlangte ein Menschenopfer, aber Chowdhary opferte stattdessen ein Tier. Seitdem wiederholt sich dieses Fest alle fünf Jahre.

Vertreter*innen von HSI/Indien stehen auf Anfrage für Interviews zur Verfügung.

Bild- und Videomaterial von unserer Arbeit an der Grenze stehen unter diesem Link zum Download zur Verfügung.

ENDE

Medienkontakt: Susan Wolters, Media and Communications Manager Deutschland, HSI/Europe: swolters@hsi.org; Tel.: +49 (0)160 94 49 17 88

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