Mensch-Tier-Konflikte nachhaltig lösen
Wilderei und der Verlust von Lebensraum bedrohen zahlreiche Tierarten. So sind beispielsweise alle fünf Nashornarten und beide Elefantenarten vom Aussterben bedroht. Aber Elefanten und Nashörner sind ökologisch wichtig. Die Ökosysteme würden ohne sie leiden. Überall auf der Welt gibt es große Anstrengungen, diese ikonischen Tiere zu retten.
HSI bringt mensch- und tierfreundliche Lösungen auf den Weg
Während Afrikanische Elefanten aufgrund ihrer Stoßzähne zum Opfer von Wilderei und Trophäenjagd werden, werden sie gleichzeitig durch die wachsende menschliche Bevölkerung und Aktivität in immer kleinere Gebiete gedrängt.
In vielen afrikanischen Ländern sind Elefanten auf unnatürliche Weise in Schutzgebieten oder Reservaten eingesperrt. Da sie sich vermehren, kommt es vor, dass nicht genügend Futter und Platz in den Schutzgebieten zur Verfügung steht. Auf der Suche nach Futter brechen die Tiere aus den Reservaten aus. Die Menschen vor Ort betrifft dies unmittelbar, wenn Ihre Ernte zerstört oder gefressen wird. Der Mensch-Tier-Konflikt ist geboren. Die Tötung von Elefanten war früher eine gängige Praxis zur Populationskontrolle. Andere Alternativen, wie das Einfangen und Umsiedeln, sind kostspielig und gefährlich für die Elefanten.
Humane Society International arbeitet seit dem Jahr 2000 mit Wissenschaftler*innen zusammen, um ein Verfahren zu entwickeln, das sehr positive Ergebnisse bringt: die immunbasierte Verhütung. Dabei wird mittels Impfstoff die Fortpflanzung temporär und nur bei bestimmten weiblichen Tieren kontrolliert. Bei der Anwendung dieser Methode im Makalali Private Game Reserve in Südafrika wurde auf diese Weise eine stabile Wachstumsrate von zwei bis drei Prozent erreicht. Bis Oktober 2021 waren mehr als 1200 weibliche Elefanten in 40 Parks und Reservaten in ganz Südafrika behandelt worden.
Die Jagd auf Trophäen und das Artensterben
Unsere Umwelt ist einer vom Menschen verursachten Biodiversitätskrise ausgesetzt. Wissenschaftler*innen sprechen vom 6. Massensterben der Erdgeschichte. Aktuell sind durch menschliches Handeln eine Million Arten vom Aussterben bedroht — mehr als jemals zuvor in der Erdgeschichte. Direkte Ausbeutung von Tieren ist der zweitwichtigste Treiber für den Verlust der biologischen Vielfalt.
Die Trophäenjagd ist eine unnötige, zusätzliche Gefahr, die das Überleben ohnehin bedrohter Arten weiter gefährdet. Jährlich werden tausende Exemplare international geschützter Arten als Freizeitvergnügen und für private Sammlungen getötet.
Dies ist auch vor dem Hintergrund der globalen Biodiversitätskrise unverantwortlich und wir müssen dringend handeln.
Trophäenjagd—was ist das?
Die Trophäenjagd beschreibt die Tötung eines Tieres, um dieses ganz oder teilweise (z.B. Köpfe, Häute, Klauen, Zähne, Stoßzähne, Hörner) zur Schau zu stellen. Diese Form der Jagd dient nicht dem Lebensunterhalt der Jäger*innen, vielmehr ist es eine Art Freizeitvergnügen.
Ein besonders häufiges Motiv der Trophäenjäger*innen ist die Tötung der seltensten und gefährdetsten Arten, um sie ihrer persönlichen Sammlung hinzuzufügen. Gejagt werden auch Arten, welche laut EU-Artenschutzverordnung unter Schutz stehen; beispielsweise Elefant, Löwe, Nashorn und Leopard. Gleichzeitig werden Trophäen von diesen und vielen weiteren geschützten Arten nach Deutschland importiert.
Bei der Trophäenjagd kommen unethische und unfaire Praktiken, wie die Verwendung von Ködern, Hetzjagden und Fallenstellerei, sowie die Gatterjagd (Jagd auf in Gefangenschaft aufgewachsene und gehaltene Tiere) zum Einsatz. Diese Methoden werden auch vom Deutschen Jagdverband (DJV) als unwaidmännisch kritisiert und sind hierzulande nach deutschem Jagdrecht nicht zugelassen. Zudem ist die Trophäenjagd häufig schlecht geregelt. Selbst angemessene Gesetze und Verordnungen werden oft unzureichend umgesetzt und sind von Korruption unterwandert.
Mach mit: Kämpfe mit uns für ein Einfuhrverbot von Jagdtrophäen nach Deutschland
Trophäenjagd—die Rolle Deutschlands
Deutschland mportiert mit Abstand die meisten Jagdtrophäen geschützter Tierarten in der EU und steht weltweit an zweiter Stelle nach den USA. Das hat HSI in dem augenöffnenden Bericht “Trophäenjagd in Zahlen: Die Bedeutung der Europäischen Union bei der Trophäenjagd im globalen Kontext” an die Öffentlichkeit gebracht. Zwischen 2014 und 2020 wurden 5.403 Jagdtrophäen von international geschützten Arten nach Deutschland importiert.
Gleichzeitig ist die überwältigende Mehrheit der Deutschen (89%) gegen den Import dieser fragwürdigen Jagdandenken. Ein Importverbot von Trophäen geschützter Tierarten wäre ein großer Schritt für den Schutz bedrohter Tiere.
Video: Kein Import von Jagdtrophäen nach Deutschland!
Trophäenjagd—Deutschland muss handeln
Die Trophäenjagd ist nicht zeitgemäß und darf in einer aufgeklärten, zukunftsfähigen Gesellschaft, die mit der Biodiversitätskrise vor epochalen Herausforderungen steht, keine Unterstützung finden.
Der Trophäenimport nach Deutschland muss daher strenger geregelt werden:
- Es braucht dringend ein Einfuhrverbot für Jagdtrophäen von Tierarten, die durch die EU-Artenschutzverordnung geschützt sind und ein Engagement der Bundesregierung für ein solches Verbot auf EU-Ebene.
- Wir fordern die deutsche Politik auf, die Subventionierung von Entwicklungsprojekten mit Trophäenjagdbezug einzustellen. Stattdessen sollte das Engagement für nachhaltigen Ökotourismus weiter erhöht und jene lokalen Gemeinschaften nachhaltig unterstützt werden, die ihr Gebiet mit jagdbaren Arten teilen.
Fakten zur Trophäenjagd
Fakt 1: Trophäenjäger*innen wollen die stärksten und größten Tiere erlegen.
Die Tötung einzelner geschützter Tiere ist bereits problematisch. Dies führt jedoch nicht nur zum Verlust des einzelnen Tieres, sondern hat auch Auswirkungen auf die zukünftigen Tiergenerationen.
So wurde in manchen Populationen ein Rückgang von spezifischen genetischen Merkmalen aufgrund der gezielten Jagd auf junge Männchen im reproduktiven Alter beobachtet. Durch den Verlust des Rudelführers kommt es bei dem Versuch der Übernahme durch andere Männchen zu ungewöhnlich vielen Angriffen auf das Rudel. Die Trophäenjagd stört somit soziale Strukturen und führt zu einer erhöhten Sterblichkeit von Jungtieren, niedrigeren Reproduktionsraten und Populationsrückgängen.
Diese Störung des sozialen Gefüges kann zudem zum Verlust von überlebenswichtigen Verhaltensweisen führen, die von älteren Rudelmitgliedern weitergegeben werden. Studien zur Dynamik in Elefantenpopulationen zeigen zum Beispiel, dass Jungtiere in Herden ohne gesunde Altersstruktur oft aggressives Verhalten zeigen und auch Mensch-Tier-Konflikte zunehmen können.
Die Folgen der Trophäenjagd für die genetische Vielfalt von bestimmten Populationen sind oft erst Jahrzehnte später sichtbar. Dies liegt daran, dass sich manche Tierarten, wie zum Beispiel der Elefant, nur langsam fortpflanzen und Eingriffe von außen zeitverzögert wirken.
Fakt 2: Nur ein sehr geringer Teil der Jagdeinkünfte kommt bei den Menschen vor Ort an.
Eine Studie zur Trophäenjagd in Tansania aus dem Jahr 2010 ergab, dass nur etwa drei Prozent der Einnahmen, die mit einer durchschnittlichen Trophäenjagd verbunden sind, der Entwicklung von lokalen Gemeinschaften zukam. Der Großteil der Einnahmen wurde zur Deckung von Betriebskosten und für staatliche Gebühren ausgegeben.
In acht wichtigen afrikanischen Ländern für Trophäenjagd tragen dessen Einnahmen höchstens 0,03 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei und machen höchstens 0,76 Prozent der Arbeitsplätze im Tourismus aus.
Nachweislich leistet naturnaher Tourismus einen wesentlich größeren Beitrag für die lokale Wirtschaft als das Geschäft mit toten Tieren.
Eine weitere Problematik zeigt sich in der Ausweisung neuer Schutzgebiete: Bei der Erschließung neuer Trophäenjagdgebiete werden die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung, ihre Kultur und lokale Jagdrechte zur Existenzsicherung vernachlässigt. Dies stellt eine Verletzung ihrer Souveränität dar, schwächt die Chancen für wirkungsvollen Artenschutz und legt einen Fokus auf die Jagd und Tourismusindustrie.
Fakt 3: Artenschutz profitiert mehr von anderen Einnahmequellen als von der Jagd.
Die Kosten für eine Jagd auf ein Spitzmaulnashorn in Namibia können bis zu 330.000 Euro betragen. Jedoch fließt nur wenig von diesem Geld in den Artenschutz. Auch die Nashorn-Wilderei kann dadurch
nicht verhindert werden. Zwischen 2009 und 2018 wurden mindestens 328 Nashörner in Namibia durch Wilderei getötet. Mit einem Höchststand von 97 getöteten Nashörnern im Jahr 2015 ist diese Zahl im Vergleich zum Zeitraum vor 2015 immer noch alarmierend hoch. Es wird deutlich: Die Trophäenjagd verhindert keine Wilderei und trägt nicht zum Artenschutz bei. Hinzu kommt, dass einmal getötete Tiere keinen weiteren touristischen Nutzen mehr nach sich ziehen.
Während ein*e Trophäenjäger*in beispielsweise 33.000 Euro für den Abschuss eines Elefantenbullen zahlt, würde ein lebendiger Elefant jährlich Einnahmen von etwa 19.000 Euro durch Fototourismus einbringen. Über die gesamte Lebensspanne dieses Tieres könnten somit rund 1,3 Mio. Euro eingenommen werden.