BRÜSSEL—Humane Society International/Europe hat gestern dem Petitionsausschuss des Europäischen Parlaments eine Petition übergeben, die von weltweit 48.226 Bürger*innen unterzeichnet wurde und die EU auffordert, Maßnahmen gegen den Jagdtrophäenhandel zu ergreifen.
Ikonische Tierarten wie Löwen, Nashörner und Elefanten werden getötet und dann in die EU importiert und aus der EU geliefert, was der EU den traurigen Titel des zweitgrößten Importeurs von Tiertrophäen in der Welt einbringt. Das Europäische Parlament ist in einer guten Position, um das wiederholte Versagen der EU bei der ordnungsgemäßen Umsetzung bestehender gesetzlicher Schutzmaßnahmen anzugehen. Die Petition enthält konkrete vorläufige politische Empfehlungen zur Verschärfung der bestehenden EU-Vorschriften für Jagdtrophäen, solange kein Verbot für deren Ein- und Ausfuhr besteht.
Dr. Joanna Swabe, Senior Director of Public Affairs bei HSI/Europe, sagte: Wir haben es sehr geschätzt, dass wir unsere Redezeit im Petitionsausschuss nutzen konnten, um die umstrittenen und überholten Behauptungen der Europäischen Kommission zu widerlegen, dass die “gut regulierte” Trophäenjagd sowohl für die Erhaltung der Wildtiere als auch für den Lebensunterhalt der lokalen Gemeinschaften von Vorteil sei. Es ist bedauerlich, dass sie bisher den Falschaussagen der Befürwortern der Trophäenjagd glauben schenkten, anstatt die sich häufenden Beweise für die Bewertung heranzuziehen, dass das Töten bedrohter und gefährdeter Arten zum Vergnügen dem Artenschutz schadet und tatsächlich zu einer zunehmenden Ungleichheit des Wohlstands beitragen kann. Wir sind enttäuscht, dass auch der kürzlich angenommene überarbeitete EU-Aktionsplan gegen den illegalen Wildtierhandel die “gut geführte Trophäenjagd” als eine nachhaltige Einkommensform aufführt. Wir lehnen diese Charakterisierung entschieden ab.”
HSI/Europe begrüßt wiederum die jüngste Verpflichtung im überarbeiteten EU-Aktionsplan gegen den Wildtierhandel, die Einfuhr von Jagdtrophäen genauer zu prüfen und die Entscheidungsfindung bezüglich Länder-Arten-Kombinationen transparenter zu gestalten. Der Aktionsplan besagt auch, dass die Kommission erwägen wird, die EU-Rechtsvorschrift, wonach Jagdtrophäen von einer Einfuhrgenehmigung begleitet sein müssen, auf weitere Arten auszuweiten. Mit solchen Einfuhrgenehmigungen kann die EU die Einhaltung regionaler und internationaler Gesetze zum Schutz der Arten vor übermäßiger Ausbeutung durch den Handel überwachen. Derzeit gilt die EU-Anforderung einer Einfuhrgenehmigung für Jagdtrophäen nur für Arten in Anhang A der EU-Artenschutzverordnung und sechs weitere Arten, die in Anhang B aufgeführt sind: der Afrikanische Elefant, das Flusspferd, der Afrikanische Löwe, das Südliche Breitmaulnashorn, der Eisbär und das Argalischaf.
HSI/Europa begrüßt diese Änderung als Zwischenschritt, doch muss die EU zügig handeln, um weitere Restriktionen für den Import von Jagdtrophäen geschützter Arten auf den Weg zu bringen. Dies ist ein entscheidender Schritt, um die Nachfrage nach Körperteilen und Produkten gefährdeter Arten einzudämmen und um Tiere wie Giraffen, Eisbären und Pumas vor den weitreichenden Folgen dieser grausamen Praxis zu schützen.
Letzten Monat forderte das Europäische Parlament in seiner Resolution zu den strategischen Zielen der EU für die COP19 die Kommission und die Mitgliedstaaten auf, “im Rahmen ihrer Verpflichtungen aus der EU-Biodiversitätsstrategie unverzüglich wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um die Einfuhr von Jagdtrophäen zu verbieten, die von Arten stammen, die auf der CITES-Liste stehen”.
Die Petition von HSI/Europe an das Europäische Parlament – ebenso wie die jüngsten öffentlichen Meinungsumfragen und unsere verschiedenen Beiträge zu den Konsultationen der Kommission mit den Interessengruppen – verdeutlicht nicht nur die dringende Notwendigkeit dieser zusätzlichen Handelsschutzmaßnahmen aus Gründen des Tierschutzes, der Arterhaltung und der Biodiversität, sondern auch aufgrund der Öffentlichkeit, die mit großer Mehrheit fordert , dass die EU unverzüglich Maßnahmen ergreift, um die Einfuhr von Jagdtrophäen, im Einklang mit dem geltenden Vorsorgeansatz im Artenschutz, zu verbieten.
FACTS
- Die Petition Nr. 0976/2021 zur Notwendigkeit von EU-Maßnahmen in Bezug auf die Trophäenjagd wurde dem Europäischen Parlament im September 2021 vorgelegt.
- Laut dem HSI/Europe-Bericht Trophäenjagd in Zahlen ist die EU der zweitgrößte Importeur von Tiertrophäen in der Welt. Zwischen 2016 und 2018 war die EU der größte Importeur von Löwentrophäen weltweit. Zwischen 2014 und 2018 wurden Trophäen von mindestens 15.000 international geschützten Säugetieren aus 73 CITES-gelisteten Arten legal in die EU eingeführt, wobei die Trophäeneinfuhren in die EU in diesem Zeitraum um fast 40 % gestiegen sind.
- Legal erworbene Jagdtrophäen der in Anhang A und sechs Arten in Anhang B der EU-Artenschutzverordnung aufgeführten Arten dürfen nur dann in die EU eingeführt werden, wenn ein Mitgliedstaat eine Einfuhrgenehmigung erteilt und überprüft hat, dass diese Trophäen legal erworben wurden und sich nicht nachteilig auf die Erhaltung der Arten auswirken. Es gibt kein transparentes Verfahren für die Erteilung solcher Genehmigungen und die Feststellung der Unbedenklichkeit. Jagdtrophäen aller anderen Arten sind von dieser Regelung ausgenommen
- Wie in einem kürzlich erschienenen Bericht, der eine Revision der Trophäenjagdregelung in der Europäischen Union fordert, dargelegt wird, mangelt es seit langem an einer angemessenen Regulierung und Aufsicht für den Handel mit Jagdtrophäen. Selbst dort, wo die Trophäenjagd legal ist und Managementrichtlinien befolgt werden, gibt es Belege für einen Rückgang der Populationen, indirekte negative Auswirkungen auf die Populationen, biologisch nicht nachhaltige Quoten, die Tötung von weiblichen Zuchttieren und Jungtieren, unzureichende Populationsschätzungen und -überwachung, Quoten, die auf einer unrichtigen räumlichen Maßstabsebene zugewiesen wurden, erhebliche Bedenken hinsichtlich des Tierschutzes und einen Mangel an Transparenz.. Ein umfassendes Verbot der Einfuhr von Jagdtrophäen geschützter Arten ist eine notwendige Vorsichtsmaßnahme zum Schutz gefährdeter Arten.
- Verschiedene Studien haben ergeben, dass die Trophäenjagd für die Mehrheit der Gemeindemitglieder keine sinnvollen Beschäftigungsmöglichkeiten oder Einnahmen bietet und stattdessen zu Wohlstandsunterschieden beitragen kann. Gemeinschaftsbasierte Ansätze zur Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen sollten die Armen nicht ärmer und die Reichen nicht reicher machen und sich stattdessen auf ethischere, nachhaltigere und lukrativere Alternativen zur Trophäenjagd konzentrieren.
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